Sport und Hobby gut

■ Einzelhandel klagt über 1995 und hofft 1996 auf Umsatz-Plus von 2,5 Prozent

Rauh sei das Klima im vergangenen Jahr gewesen, klagte Klaus Poetsch als Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels (FHE) gestern vor der Presse. Wenn der Staat dem Bürger derart tief in die Tasche greife, bleibe für den Einzelhandel kaum noch etwas übrig – Ergebnis: ein nominelles Minus von einem Prozent.

Und weil das Leben in der Außenwelt hart ist, macht es sich besagter Bürger augenscheinlich bevorzugt in den eigenen vier Wände gemütlich. Oder versucht den Frust durch Sport und Hobby zu kompensieren. Überdurchschnittlich hätten im vergangenen Geschäftsjahr die Freizeit- und Do-it-yourself-Branche und der Einrichtungsbereich abgeschnitten. Besonders schlecht stehe die Textilbranche mit Umsatzverlusten von fünf Prozent da. Auch dafür macht FHE-Sprecher Ulf Kalkmann höhere, wenn auch nicht staatliche Gewalt verantwortlich. Der heiße Sommer habe keine Mega-Trends und klimatisch wenig Shopping-Spaß geboten.

10.000 Einzelhandelsbetriebe gab es in der Hansestadt; an die 300 machten dicht. Ihren Arbeitsplatz haben 2000 Beschäftigte verloren. Dieser „Abbau“ werde bis Mitte dieses Jahres weitergehen, so Kalkmann. Er rechne mit dem Verlust von weiteren 800 Arbeitsplätzen. Einen Zuwachs erwarten die FHE hingegen im Portemonnaie der Verbraucher. 600 bis 700 Millionen Mark mehr als im Vorjahr sollen die „Entlastungen durch das Jahressteuergesetz“ den Hamburgerinnen und Hamburgern bescheren. Einen großen Teil davon sieht der Einzelhandel schon in seinen Kassen verschwinden und rechnet für 1996 mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent.

Zu den „Gewinnern“ werden nach Einschätzung der FHE Betriebe gehören, die ihr Marketing klar an Zielgruppen orientieren, auf sachkundige Beratung „im oberen Preissegment“ setzen oder das „Discountshopping optimieren“.

Wer im optimierten Discountbereich nach fachkundiger Beratung Produkte des oberen Preissegments erworben hat, kann diese dann zukünftig auch noch ins Haus liefern lassen. „Shop an go“ wird der Kurier-Service genannt, der habe sich im Weihnachtsgeschäft bewährt und soll jetzt saisonunabhängig für jeweils zehn Mark angeboten werden. win