Unternehmen Zirkus

■ 80 ArtistInnen, 16 Tiger und ein Kamel aus Moskau gastieren ab heute in Hamburg Von Fritz Gleiß

Ausschließlich Sieger und Preisträgerinnen großer Zirkus-Festivals in Monaco und Paris hat die Zirkusdynastie Althoff ab heute auf dem Heiligengeistfeld versammelt. Die ArtistInnen kommen aus den Schulen und Internaten des Moskauer Staatszirkus, dessen Aufbau 1921 noch Lenin befahl. Das Zirkusunternehmen mit eigenen Werkstätten, Kostümstudios und Hotels, für das mehrere tausend Menschen arbeiten und das mit 15 Ensembles auf Tour ist, ist immer noch das größte der Welt. Nur durch Auftritte in der Mark- und Dollarzone läßt sich der heimische Aufwand finanzieren.

Die Heiligengeistfeld-Truppe, die von mehr als 100 Mitarbeitern des Zirkus Williams-Althoff unterstützt wird, ist seit 1990 unterwegs. Auf 4000 Quadratmetern beheizter Zeltfläche geben 80 ArtistInnen jeden Tag zwei Vorstellungen vor bis zu 1500 ZuschauerInnen. Den roten Faden durchs Programm spinnen die Clowns Anatol, Iwan & Alexander. Zu den Höhepunkten zählt die weltweit größte Tiger-Dressur sowie der Auftritt der „3 Egorowas“ mit Hebeakrobatik auf Rollschuhen nach klassischer Musik. Die drei Mittdreißigerinnen – vom Zirkus werbeträchtig als „sexy girls“ verkauft – kommen aus Novosibirsk und lassen bereits einen ihrer Söhne mitlaufen.

Einziger Nachteil des Programms: Das meiste davon konnten Zirkusfreunde vor vier Jahren an gleicher Stelle, vor zwei Jahren in Harburg schon einmal sehen. Aber nichts wiederholt sich wirklich, alle Nummern haben frische Gags. Richtig neu in der Manege ist außer der Lightshow die Kousnetzow-Truppe mit spannungsgeladenen Klettereien auf Glasfiberstangen.

Althoff, der die Zirkuscontainer aus Kostengründen auf Sattelschleppern statt mit der Bahn durch die Lande kutschiert, rühmt sich, besonders nett mit Zirkustieren umzugehen. Zugegeben: Es werden immer weniger. Die MoskowiterInnen kommen mit Tigern und einem Kamel aus, hinzu kommen die Pferde für eine Dressurnummer von Zirkusdirektor Althoff persönlich. Völlig klar jedoch ist, daß von artgerechter Tierhaltung im Zirkus keine Rede sein kann. Da mag Pressesprecher Westphal noch so oft erklären, daß für die 16 Tiger sofort nach jeder Ankunft ein „Freigehege mit Kratzbaum“ aufgebaut wird. Als er das sagte, hatten die Großkatzen bereits zwölf Stunden Reise in zwei ungeheizten Containern hinter sich.

Vorstellungen bis zum 28. Februar täglich 15.30 und 19.30 Uhr auf dem Heiligengeistfeld, sonntags 15 und 18 Uhr, Karten ab 15 Mark für Kinder, 20 bis 45 Mark für Große. Vorbestellungen über die Zirkuskasse: Tel.: 31 22 31.