Ein Feuerwerk der Sinne

■ Premiere eines neuen Filmklassikers: Traumbesetzung, aber viel zu wenig Kopien / Rezensiert von Uli Exner

Nein. Wir wissen nicht, warum Robert Redford doch noch absagte, warum sich Jürgen „Stahlnetz“ Roland geweigert hat, die Regie zu übernehmen, und warum zum Teufel dieser Sensationsstreifen gestern nicht in Berlin vor der Jubelschar feuilletonfester Filmkritiker uraufgeführt wurde. Statt dessen eine Preview im Hamburger Rathaus vor einer Handvoll cineastisch wenig vorgebildeter JournalistInnen. Kulturbanausen, Perlen vor die Säue.

Erstmals zu sehen auf einem deutschen TV-Gerät: der Filmhit des 21. Jahrhunderts – „Zweitberuf Parlamentarier – Beobachtungen in der Hamburgischen Bürgerschaft“, ein zwanzigminütiges Feuerwerk der Sinne, das betört, amüsiert, betroffen macht, die Nerven bis zum Zerreißen anspannt. Ernst Lubitsch selig, würde das Blut in den Adern gefrieren. Und: Wer ist schon Alfred Hitchcock?!

Ein Nichts gegen „Zweitberuf“-Regisseur Helmut Kißling. Der bewies allein bei der Besetzung der Hauptrollen ein hollywoodreifes Fingerspitzengefühl. Da brilliert Bernd Reinert als unionstreuer Lehrer, Rotraut Meyer-Verheyen gibt meisterhaft die typische Statt-Politikerin, Sabine Boehlich – als grüne Ex-Revolutionärin – ist ein Glücksgriff, gegen den Margrit Schlankhardt als SPD-Urgestein nur unwesentlich abfällt.

Allein Redford-Ersatz Fritz Vahrenholt als um das Wohl der Elbe besorgter Umweltsenator weiß nicht gänzlich zu überzeugen, muß sich – eine Schlüsselszene dieses Meisterwerks – auch noch von Bürgermeisterdarsteller Henning Voscherau mitleidig die Schulter tätscheln lassen. Da hätten wir schon etwas mehr Grandezza erwartet.

Aber sonst? Auch wenn die erotische Komponente letztlich ein wenig zu kurz kommt, diese Low-budget-Produktion (schlappe 60.000 Mark) hat das Zeug zum Kassenschlager. Völlig unverständlich darum, daß die Verleihfirma „Bürgerschaftskanzlei“ zunächst nur 50 Kopien aufgelegt hat und diese auch noch exklusiv an die Hamburger Schulen verteilen will. Unprofessionell das.

Wer sich das Ereignis dennoch nicht entgehen lassen möchte: Unter