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Kreuzung aus Manager und Amtsschimmel

■ Modellstudiengang „Öffentliches Dienstleistungsmanagement“ bildet Nachwuchs für die bürgernahe Verwaltung aus. Studentenzahlen steigen

Statt vom „öffentlichen Dienst“ ist im Zuge der Verwaltungsreform immer häufiger die Rede vom „öffentlichen Dienstleistungsmanagement“. Eigenverantwortung und Kreativität, Teamfähigkeit und Initiative sollen Einzug in die Amtsstuben halten, ohne die Beamten gleich zu jungdynamischen Managertypen ohne Sinn fürs „Gemeinwohl“ zu machen.

An der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) in Lichtenberg wird deshalb seit 1994 gemeinsam mit der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) an einer Mischung aus Verwaltungsangestelltem und Betriebswirtschaftler gebastelt. Erstmals seit Beginn des Modellversuchs rechnen beide Fachhochschulen mit mehr Bewerbungen als StudentInnen zum Studiengang „Public Management“.

Für Dirk Thiele, der seit 1995 an der Fachhochschule eingeschrieben ist, ist das gewachsene Interesse an der Ausbildung verständlich: „Der Studiengang vermittelt einerseits die Inhalte, das Know- how einer Betriebswirtschaftlehre, andererseits spielen in der Ausbildung zum Beispiel Psychologie und Soziologie eine große Rolle. Wenn man noch an andere Dinge glaubt als an das große Geldverdienen, ist man hier bei ausgesprochen engagierten Profs sehr gut aufgehoben.“ 37 StudentInnen von 50 BewerberInnen wurden im April 1994 immatrikuliert, ein Jahr später konnten noch ohne Auswahlverfahren 40 Studierende zugelassen werden.

Konzipiert wurde das Studium als betriebswirtschaftlicher Studiengang, der auf das Tätigkeitsfeld öffentliche Dienstleistungen gerichtet ist. Als Führungskräfte und qualifizierte Sachbearbeiter können die künftigen AbsolventInnen nach einer Regelstudienzeit von acht Semestern demnach nicht nur in der öffentlichen Verwaltung, sondern auch in öffentlichen, gemeinnützigen und sonstigen Non- profit-Unternehmen zum Einsatz kommen. So sammelten die Studenten bei Praktika Erfahrungen nicht nur im Kreuzberger Jugendamt oder in der Staatskanzlei Schleswig-Holsteins, sondern auch bei öffentlichen Unternehmen wie der Deutschen Bahn AG oder in Non-profit-Einrichtungen wie dem Victorian AIDS-Council in South Yarra, Australien.

An der FHVR, der internen Fachhochschule des Innensenats, selbst werden die angehenden Diplomkaufmänner und -frauen im Gegensatz zur externen FHTW allerdings noch immer eher mißtrauisch beäugt. „Für manche geht offenbar von unserem Studiengang, der über die traditionelle juristisch orientierte Verwaltungsausbildung hinausgeht, offenbar eine Bedrohung aus“, schätzt Uta Siegner, Studentin des 2. Jahrgangs ein.

Vom Wegdrängen herkömmlicher Verwaltungsbeamter, so Gabriele Roch, könne allerdings nicht die Rede sein. „Unsere Absolventen können nicht das komplette Arbeitsfeld eines Beamten abdecken. Sie sind jedoch qualifizierter z. B. in Sachen Steuerung, Controlling oder Marketing.“ Die ersten StudentInnen verlassen die Fachhochschulen 1998. Wie viele von ihnen künftig die Amtsstuben der Stadt erhellen werden, ist allerdings noch unklar. Angesichts des Einstellungsstopps greift die Innenverwaltung bislang lieber auf Führungskräfte mit Beamtenlaufbahn zurück. Kathi Seefeld

Bewerbungen noch bis Montag an: Gabriele Roch, Studienberatung, Tel.: 5161-4017

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