Das Portrait
: Annes Schatten

■ Bernard Quinn

Ob Prinzessin Anne auf dem Bauerntag in Oxford sprach, ihrem Sohn beim Rugby-Juniorenländerspiel zuschaute oder bei einer Auktion zugunsten des britischen Olympiaverbandes mitbot – Bernard Quinn war immer dabei. Vorgestern wurde er von einem Sondereinsatzkommando der Polizei in Liverpool festgenommen. Der 53jährige sei eine „mögliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit“, hieß es.

Was Quinn in den Augen der Polizei so gefährlich macht, ist die Besessenheit, mit der er die Königintochter verfolgt hat. Zuerst bombardierte er sie mit Faxen, bis Anne ihre Faxnummer änderte. Dann schickte er Briefe. Zuletzt beschuldigte er die Queen, ihre Tochter „wie eine Nutte“ zu behandeln.

Bis 1992 sei er völlig normal gewesen, sagt Quinns Familie. Dann hatte er einen Autounfall. „Irgend etwas ist ihm durch den Kopf gegangen“, sagt sein Sohn Philip, „so daß er plötzlich glaubte, daß eine Beziehung zwischen ihm und der Prinzessin möglich wäre. Er wollte nicht mehr anderweitig gebunden sein.“ Nach 28 Jahren Ehe reichte Quinn die Scheidung ein und reiste seitdem der Prinzessin hinterher.

Bernard Quinn

Auch bei seiner Verhaftung in der Nicholaskirche in Liverpool wartete er nur auf die eine, auf Anne. Gestern ließ man ihn wieder frei, nachdem er versprochen hatte, den „öffentlichen Frieden zu wahren“.

Vielleicht hängt sein Verhalten auch mit dem Golfkrieg zusammen. Der Ire Quinn, der seit langem in England lebt, arbeitete für Rolls-Royce und mußte sich um die Kampfflugzeuge kümmern, deren Motoren von einer Mischung aus heftigen Regenfällen und feinem Wüstensand außer Gefecht gesetzt worden waren. Nach dem Golfkrieg ließ er sich pensionieren. Der Personalchef von Rolls-Royce meint, daß Quinn „ziemlich jung“ für einen Rentner war, gab aber keine Auskunft, ob er unter dem Kriegsstreß durchgeknallt sei.

„Schatten“ sind für die Prinzessin nichts Neues. Einmal wäre ihr die glühende Verehrung fast zum Verhängnis geworden: 1974 rammte Anne-Fan Ian Ball ihr Auto, verwundete ihren Chauffeur, ihren Leibwächter und einen Polizisten durch Pistolenschüsse und versuchte, sie zu kidnappen. Ball sitzt seitdem in einer geschlossenen Anstalt.

Heute besucht Anne in Dublin das Rugbyländerspiel zwischen Irland und Schottland. Die irische Polizei ist gespannt, ob Quinn auf Heimatbesuch kommt. Ralf Sotscheck