Ironische Verdoppelung

■ Gabrielle Bußackers „Undercover-Philosophen 1“ auf Kampnagel

Zwei Dinge sollte man mitbringen in Gabriella Bußackers Inszenierung Undercover-Philosophen 1. Liebe für das amerikanische Detektiv-Krimi-Genre und fehlendes Vorwissen über die letzten Projekte der Hamburger Regisseurin. Dann kann man den Abend genießen, das wechselnde Rollenspiel der vier Akteure (Edith Adam, Matthias Breitenbach, Martina Höhne, Frank Meyer-Brockmann) mit den Versatzstücken von Charles Willefords Krimi Miami Blues und wenigen krimi-typischen Untensilien als charmante Erzählung aufsaugen – und wieder ziehen lassen.

Liebt man den Krimi nicht, kann es einem passieren, das bei dem lässigen Spiel mit den Klischees dieses Genres, wie Bußacker es betreibt, das Interesse in der Schleuse zwischen Ernst und Ironie erstickt. Denn das Verhältnis, das halbkluge Kreditkartenbetrüger zu ganz dummen Prostituierten haben, die Weltverteilung in Knarrenherren und Einsteckdamen, die gespreizte Darstellung der Schlapphut-Coolness der Schwarzen Serie, das Furchen nach dem weichen Kern unter einer harten Schale des Mannes, all diese Szenen brauchen das Wissen um die Erregung einer durchgelesenen Nacht mit Chandler und Konsorten, um in ihrer Brechung sinnvoll zu werden. Wer diese Literatur nicht liebt, der wird auch mit ihrer ironischen Verdoppelung nicht warm werden.

Schwerer aber wiegt das Fehlen des Fehlens. Denn die Kenntnis des nonchalanten Stils Bußackers, wie sie ihn in diversen Vor- und Endaufführungen zu verschiedenen Stücken in den letzten Jahren entwickelt hat, führt doch zu einigen Ermüdungserscheinungen. Die stets in völlige Distanz entfernte Emotionalität, das lächelnd zelebrierte Vortragen von Literatur, die Ausschmückung mit kleinen Choreografien, Symbolen und Stimmungen und der dicke atmosphärische Einsatz der Musik sind als Stilmittel langsam erschöpft.

Gerade weil Bußacker so viel an dieser Form feilt und sich inhaltlich zu sehr auf die Verrätselung des Banalen beschränkt, verliert ihre Arbeit gerade auf dem jetzigen professionellen Level an Profil.

Und auch „Undercover-Philosophen“ findet hier nur derjenige, der Bauernschläue, Mutterwitz, Alltagsweisheiten und Lebensmut schon der Philosophie zuschlägt. Daß all dies aber eher Verhaltensweisen sind, die den Sinnfragen ausweichen, anstatt sie ernst zu nehmen, läßt die Behauptung von Philosophie doch auch wieder nur ein Augenzwinkern sein.

Ach ja, und worum geht es eigentlich? Der Scheckkartenbetrüger kommt nach Miami, lacht sich eine junge Hure an, schlägt einen Polizisten in seinem Hotelzimmer zusammen und wird später von diesem erschossen. Till Briegleb