Rückkehr unmöglich

■ Viele Bosnien-Flüchtlinge haben sich in Hamburg längst eine Existenz aufgebaut

Rund 12.000 bosnische Bürgerkriegsflüchtlinge leben im Status der „Duldung“ in Hamburg. Die Geduld soll bald ein Ende haben: Ab Juli dieses Jahres wird zurückgeführt. Weitaus wichtiger als eine „Rückkehr in Sicherheit und Würde“, wie sie die Genfer Flüchtlingskonvention festschreibt, scheint den Entscheidungsträgern die rasche Entlastung der staatlichen Kassen zu sein. Doch mehr als die Hälfte der Hamburger Bosnienflüchtlinge, teilt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit, lebt auf eigene Kosten in der Hansestadt.

Erst seit Juli vergangenen Jahres erhalten Flüchtlinge aus Bosnien Sozialhilfe. Vorher gab es finanzielle Unterstützung von der AG Flüchtlingshilfe, einem Zusammenschluß der AWO und des Caritasverbandes – in der Regel zehn Mark pro Tag. Im Juli 1995 galt diese Neuregelung für knapp 6000 Männer, Frauen und Kinder. Nach Angaben der Sozialämter sei diese Zahl bis heute ständig gesunken. Weniger als 5000 bosnische Flüchtlinge, so die AWO, beziehen derzeit in Hamburg Sozialhilfe.

Mehr als die Hälfte der Bürgerkriegsflüchtlinge hat begonnen, sich in der Hansestadt eine neue Existenz aufzubauen. Unter schwierigen Bedingungen sei es ihnen gelungen, ein Leben unabhängig von öffentlicher Hilfe zu führen. Trotz ihres Status und des „engen Marktes“ haben sie eine Wohnung gefunden, zahlen tapfer in die Steuerkasse ein und schicken Teile ihres Verdienstes als Hilfsleistungen nach Bosnien. Die Bedeutung der Transferleistungen sei nach Erfahrung der AWO auch für die kommenden Zeiten des Wiederaufbaus nicht zu unterschätzen.

Und während Politiker immer noch die „Rückkehr in die Heimat“ beschwören, ist für die Mehrheit der Flüchtlinge aufgrund der Aufteilung ihrer „Heimat“ eine Rücckehr unmöglich. Sie seien gezielt vertrieben worden. Die meisten in Hamburg lebenden Flüchtlinge haben hier nahe Verwandte. Ihre nächsten Angehörigen in Bosnien haben viele von ihnen durch den Krieg verloren. win