Mit den Waffen einer Frau

■ Nach "Rosa Rot" und "Bella Block" versucht sich nun "Mona M." einen - alliterierenden - Namen im Krimibusineß zu machen (19.25 Uhr, ZDF)

Jetzt wollen sie auch den Mittwoch für ihre Krimis, und sie wollen ihn „mit den Waffen einer Frau“ für sich gewinnen, so schreibt es uns die freundliche ZDF-Pressestelle. Das freut einen erst, denn bei „Mona M.“ denkt man natürlich an ähnlich stabreimende Frauennamen, an Bella Block und an Rosa Rot. Aber dann fällt man doch nur in eine dieser Bildungslücken rein.

Denn selbst in der Redaktion wissen sie nichts Genaues von den sogenannten Waffen einer Frau. Ein ehemaliger Landser, so wird erzählt, habe 1959 den französischen Kinotitel „En cas des malheur“ ins Deutsche übertragen: „Mit den Waffen einer Frau“. Aber da spielte Brigitte Bardot noch die Hauptrolle. Und sie schoß weder mit den Brüsten, noch fletschte sie die Vagina dentata. Nix war's mit den Waffen.

Und so ist es heute ganz allein an Simone Thomalla zu zeigen, was denn nun wirklich dran ist an der Frauenwaffe: Vamp-Mythos oder ZDF-Wirklichkeit? Sie spielt in der neuen Krimireihe für den Mittwoch die Mona Morena, eine Staatsanwältin, die zur Detektvin wird. Heute zeigen sie den Pilotfilm. Da werden sie Monas Vater töten, einen ehemaligen Detektiv, und Mona wird Rache tun – mit den Frauenwaffen.

Zumindest darf man das meinen. Denn die Tochter muß lernen, mit anderen Mitteln das Ziel des Vaters zu erreichen und einem bitterbösen Mafioso und seinen Knallchargen das Handwerk legen. Und die Waffen ihres Vaters waren eben nur die Waffen eines Mannes.

Und so legt Mona frauenmäßig los und einiges vor. Sie drückt den Zeigefinger an die Oberlippe, streicht sich über das Haar, öffnet – schwupps! – den Kehlkopfdeckel und landet vier lange Schluchzer mitten ins Gesicht vom besten Freund ihres Vaters, dem Detektiv Hans-Karl Meister.

Meister, den Günter Schubert als den netten Trottel spielt, hält sich noch ein wackeres Stündchen, dann wird er Mona M. als Kollegin einstellen, weil er ein guter Verlierer ist. Und so geht das in dem Pilotfilm in einem fort, weil Felix Huby (Drehbuch), Gunter Friedrich (Regie) und Otto Meissner (Produktion) das so wollen. Mona M. hat in der Staatsanwaltschaft diesen einen bösen Chef. Also bommelt sie drohend mit ihren schweren, goldenen Ohrringen. Oder sie schmollt (mit den Lippen), tippelt (mit den Füßen) und klimpert (mit den Lidern), bis sie alle nicht mehr können und die Polizei nur noch die Handschellen anlegen muß.

So einfach ist das: „Unerschrocken ermittelt sie im Umfeld der Russenmafia, im rechtsradikalen Sumpf und arbeitet im Zweifelsfall ungeniert mit den Waffen einer Frau – zum Beispiel undercover auf dem Laufsteg“ (ZDF-Pressetext).

Alles, was Mona-Frauen tagsüber so machen (und an sich haben), ist im Grunde waffenfähiges Material. Auch der Mann und insbesondere der Liebhaber ist nur eine Frauenwaffe, wenn man es genau bedenkt, so wie die beiden Lovers der Mona, der kochende Bodybuilder (Sven Martinek) und der babysittende Intellektuelle (Siemen Rühaak). Sie müssen sogar ihr Leben riskieren, nur damit Mona ihre Fälle lösen kann. Als Männerphantasie rüstet diese TV- Frau unseren Mittwochsalltag um. Alles, was wir (wir Männer!) bislang als weibisch ansahen, als dreistes Tussi- Zeugs, ist von nun an, dank der Frauenkenntnisse von Huby (und dem späteren Drehbuchautor -ky) sowohl als tückisch wie auch als mörderisch zu deuten. Und wer das anders sieht, der hat abgewirtschaftet. Der ist nicht mehr und nicht weniger als eine dumme Frauenwaffe. Dem tut Bildung not – jeden Mittwoch, 13 Folgen lang. Marcus Hertneck