■ SPD: Stahmer kämpft ums Amt
: Stilles Mobbing

Dabeisein ist alles. So lautet offenbar das Motto der amtierenden Sozialsenatorin Ingrid Stahmer. Ihr Ressort ist in den Koalitionsverhandlungen dem Großressort Arbeit/Frauen/Soziales und Gesundheit zugeordnet worden. Dessen Chefin wird aller Voraussicht nach Christine Bergmann. Zu vergeben ist – unter dem Vorbehalt von Nachbesserungen bei der Ressortverteilung – nur noch der Posten des Schulsenators. Es war die SPD, die die Zusammenlegung der beiden Ressorts wollte und damit zwei Senatorinnen gegeneinander ausspielte. Es war ein deutliches Signal an Stahmers Adresse. Doch die gescheiterte Spitzenkandidatin gibt nicht auf. Sie kann sich auch vorstellen, Schulsenatorin zu werden, mithin, das zu nehmen, was übrigbleibt. Sich zugleich als Finanzsenatorin ins Gespräch zu bringen zeugt von einer getrübten Selbsteinschätzung.

Zweifellos hat Stahmer in den letzten Wochen keine glückliche Figur gemacht. Selbstkritisches zur Wahlniederlage vermißten Genossen ebenso wie Führungskraft in den innerparteilichen Auseinandersetzungen. Wie schon im Wahlkampf konnte Stahmer nicht deutlich machen, wie es eigentlich weitergehen soll.

Doch bei aller Kritik ist der Umgang der Partei mit der Senatorin unsäglich. Statt offener Kritik herrscht Schweigen. Stahmer wird durch die kalte Küche abserviert. Spitzenpersonal durch beharrliches Mobbing ins Aus zu befördern gehört zu den schlechten Traditionen der Partei. Nach Momper und Staffelt könnte jetzt auch Stahmer in der Versenkung verschwinden. Mancher mag froh sein, daß damit die Symbolfigur der Niederlage abtritt. Das Wahldebakel aber hat die ganze Partei zu verantworten. Dorothee Winden