Negersaat für Finken

■ Fitneß, Diät und schwarze Körner: Seltsames Vogel- und Hundefutter im Zoogeschäft gefunden von Uwe Scholz

Mit sauberem Schnitt abgetrennte, leicht angebräunte, veritable Rinderhufe lassen Waldi das Wasser im Maul zusammenlaufen. Das Hundefutter, das Stück zu 1,50 Mark, ist lecker gefüllt mit einer bräunlichen, feinkörnigen Masse. Die bestehe aus „Mineralien und Kalk“, weiß die kundige Verkäuferin in der Zoohandlung. Schließlich sind Fitneß und Diät für den modernen Hund unverzichtbar geworden.

Folglich feiert die Sprache der Marketing-Spezialisten auch beim Tierfutter Triumphe. „Beef-Knoc“, schreit es da aus dem Regal in bunten Lettern, sei eine hervorragende Getreide-Fleisch-Diät. Der „Pansen-Snack“ – quasi ein Zwischendurch-Häppchen für Hunde – versucht es auf der Preisschiene: 400 Gramm für nur 2,99 Mark, ein Spottpreis.

Interessant auch ein Blick ins Vogelfutterregal: Auf einem Bord zwischen „Hafer, geschält“, „Manna-Hirsen“, „geschälten Hirsen“ und „Silberhirsen“ lauert ein unverdächtiges Plastikdöschen, in dem ein unbedarfter Kunde eher Fleischsalat vermuten würde. Darauf die Aufschrift: „Negersaat“. „Zusatzfutter für Finken und Kanarien“ heißt es weiter auf dem Etikett und tut so, als sei nichts gewesen. 100 Gramm „Negersaat“ für 1,50 Mark. „Da können wir nichts für“, sagt die Verkäuferin des Fachgeschäftes. Der merkwürdige Name sei ihr aber auch schon aufgefallen.

„Ich habe auch damals schon bei den Schülern angesprochen, daß ich den Namen problematisch finde“, gibt die Fachhändlerin kund, die an der Berufsschule „spezielle Warenkunde für Zoohändler“ unterrichtete.

Ein Großhändler aus Glinde, der die dunkelbraunen Körnchen unter seine Futterwaren mischt, vermutet, der Name „sei so vorgegeben“ und Fragen seien ans Landwirtschaftsministerium zu richten. Die Uni steuert wissenschaftliche Hintergründe bei: Die Saaten seien verwandt mit der Sonnenblume, sehr ölreich und würden in Afrika und Indien angebaut, erläutert Ursel Walters von der botanischen Fakultät. Der Name „Negersaat“ sei nicht in den einschlägigen Werken verzeichnet, dort heißen die Körner „Nigersaat“. Kritische Käufer treten nicht auf den Plan, auch wenn die Marketing-Strategen noch nicht alle Bereiche englisch überzuckert haben – aber Hund und Piepmatz ist sowas ja sowieso egal.