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: Vorfahrt für bewegte Bilder

„Nachrichten – Wetter – Sport“ (Mo., 19.30 Uhr, Pro 7)

Information ist Trumpf. Zumindestens im TV-Poker um den Platz an der Sonnenseite der Zuschauergunst. Der Münchner Sender Pro 7, der bislang als Treuhänder amerikanischer Fernseh(konserven-)kultur auftrat, hat sich jetzt einen neuen Look verpaßt: mit richtig ernsthaften Nachrichten. Sie dienen mit dem vorverlegten Abendprogramm zugleich als Köder für „Tagesschau“-Seher, sollen so die letzte Bastion öffentlich- rechtlicher Überlegenheit knacken. Dafür sind dem Chefredakteur Gerd Berger die besten Mittel der Konkurrenz gerade recht. Mehr Studios, mehr graphische Erklärungen, mehr klare Worte – und ein Bekenntnis: „Das Nachrichtenverständnis in Deutschland ist ganz unabhängig von der Altersgruppe an der ,Tagesschau‘ orientiert.“ Die Premiere der wegen Werbepausen gedrittelten Premierensendung (das ZDF kam schon vorher auf den Dreh) geriet erstaunlich souverän. „Dank“ der russischen Angriffe auf Dagestan gab es viel Agentur- Action, dieselben Bilder liefen auch in der ARD – fast. Pro 7 brachte eine breitere Palette Moskauer O-Töne; auch von Schirinowskij und Passanten. Die Sprache geriet nie ins Reißerische. Korrespondent Frank Höfling wirkte selbst bedrückt: „Die Staatsraison ist wichtiger als ein Menschenleben.“ Die Themenwahl entsprach der in der ARD, doch manchmal ergänzt um interessante Details. Daß es Streit um die Entschädigung für Juden gab, erwähnte der protokollarische „Tagesschau“-Bericht über den Weizman-Besuch nicht.

Was Pro 7 zusätzlich an Themen brachte, war kein Tröpfchen Buntes, sondern ein eindringlicher Bericht über die Bedrohung durch Minen – und der Hinweis auf jene Herstellerländer, die ein Verbot in der UN sabotieren. Vielseitig war selbst das 3-D-Wetter mit liebevollen Details angereichert, wie „Nebel über dem Rheingau“. Die ARD bringt die ungeschnittene Version ihres „Wetterflugs“ erst nach den „Tagesthemen“. Richtig boulevardesk wurde es erst im Sport. Agassis Schlappe bei den „Australian Open“ brachte ihm ein schnippisches „Der Glatzkopf spielt zum Haareraufen“ ein.

Info und „Tainment“ wurden sauber getrennt. Zwar rieb sich Jan Fromm beim Moderieren noch nervös die Finger, auch ein Schwarzbild schlich sich ein, doch inhaltlich war der News-Relaunch beachtlich – bis auf die nervtötenden Werbepausen, die durch den Dreierpacktrick inflationierten.

Der Anspruch, mit Infos das Image zu fördern, wurde konsequent verfolgt, auch wenn der Druck, ständig bewegte Bilder zu zeigen, zu Lasten „papierner“ Themen gehen kann. Daß hier sichtlich weder ein lavierend-offiziöser noch ein anbiedernd-spekulativer Blick die Sicht aufs Wesentliche (und Unangenehme) trübte – das waren die guten Nachrichten des Tages. Dieter Deul