Hamburger Kino-Tips

Der französische Film-Essayist Chris Marker gilt als notorischer Avantgardist, der seit nunmehr 40 Jahren nach neuen Ausdrucksformen sucht. Anfang der 60er Jahre bereiste er als einer der ersten Filmemacher die UdSSR, China, Israel und Kuba. In den Zeiten des cinéma militant drehte er in den Straßen von Paris, gründete ein Filmkollektiv und drückte Fabrikarbeitern eine Kamera in die Hand. Seit Anfang der 80er Jahre wendet er sich verstärkt der Computertechnik zu und bearbeitet seine Bilder digital nach. Im Moment arbeitet der rastlose Regisseur an einem Selbstporträt in Form einer interaktiven CD-Rom. So läßt sich nebenbei anhand seines Schaffens ein tastender Gang durch die moderne Mediengeschichte vornehmen.

Ab Mittwoch nun widmet die Hochschule für Bildende Künste (Averhoffstraße 1) dem streitbaren Filmer ein zweitägiges Seminar, das von Filmvorführungen im Alabama und Metropolis flankiert wird. Am Dienstag zeigt das Metropolis Markers Studie aus dem Jahr 1960 Beschreibung eines Kampfes, einen Film, den tags darauf der Berliner Drehbuchautor Stefan Kornatz an der HfbK (10 Uhr) zerpflücken wird. Der Filmkritiker Jürgen Ebert wird in der Folge etwas über die Arbeitsweise des Erneuerers sagen und der Hamburger Filmwissenschaftler Peter Braun wird den Fotografen Marker vorstellen. Am Ende des langen Uni-Tages wird dann im Alabama Markers Film Sans Soleil gezeigt, der frühe Computerbearbeitungen zeigt. „Beschreibung eines Kampfes“: Di, 23. Januar, Metropolis, 19 Uhr / „Sans Soleil“: Mi, 24. Januar, Alabama, 21 Uhr

Zur Erinnerung an den im letzten Jahr verstorbenen französischen Regisseur Louis Malle zeigt das Abaton noch einmal seinen Erstling, dessen Klasse er – so meinen viele – später nicht mehr erreichte. In Fahrstuhl zum Schafott mischt Malle eine Kriminalhandlung mit einem Traumspiel. Nachdem Maurice (Julien Tavernier) den Ehemann seiner Geliebten erschossen hat, bleibt er auf der Flucht im Aufzug stecken. Was als ausgeklügeltes Verbrechen begann, endet in einem Spiel der Zufälle. Insbesondere durch die Musik von Miles Davis in seiner Cool-Jazz-Phase gelingen Malle dabei unfaßbar stimmungsvolle Bilder. Sa, 20. bis Di, 23. Januar, Abaton

Neues von der Duisburger Filmwoche bringt das Lichtmeß auch diese Woche wieder in Augenschein. In dem 16-mm-Dokumentarfilm Das Erbe der Bilder zeichnen Oliver Lammert und Madeleine Dewald das Leben von Svend Noldan nach. Noldan hat im Dritten Reich an Filmen wie Der ewige Jude und Sieg im Westen mitgewirkt. Daß beide Regisseure nach ihren Recherchen nicht mehr in der Lage waren, den Nazi-Schauspieler ausschließlich als Nazi-Schwein darzustellen, soll für einige Aufregung in Duisburg gesorgt haben.

Do, 18. Januar, Lichtmeß, 21 Uhr

Mit zwei Filmen aus den frühen 70ern wendet sich das Fama wieder mal den Spät-Western Sam Peckinpahs zu. In dem Abgesang Pat Garret jagt Billy The Kid treten James Coburn, Kris Kristofferson und Bob Dylan an. Mit diesem Trio fügt Peckinpah dem beliebten Leinwandmotiv eine Rahmenhandlung hinzu, die historische und soziale Fakten berücksichtigt. Kris Kristofferson kommt dann nochmal in Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia zum Zug, den das Rororo-Filmlexikon als eine „für Peckinpah typische, realistisch-brutale, aber unzweifelhaft kritische Auseinandersetzung mit den Mechanismen der Gewalt“ bezeichnet. Do, 18. bis So, 21. Januar, Fama, jeweils 22.30 Uhr vom