Hängematte und Nervenkitzel

■ Sanfter Tourismus in Hannover – bundesweit größte Messe eröffnet

Zwischen dem 19. und 21. Januar öffnet die bundesweit größte Messe und Informationsveranstaltung zum umwelt- und sozialverträglichen Reisen in Hannover ihre Tore. Bereits zum sechsten Mal wird der „Reisepavillon“, in dem mehr als 100 Aussteller aus dem In- und Auslnd über „das andere Reisen“ informieren, an der Lister Meile aufgebaut.

Sie kommt zur rechten Zeit, denn gemäß der Studie „Urlaub und Reisen 95“ hat die Reiseintensität der Deutschen wieder zugenommen. Obwohl dabei Sport als Urlaubsaktivität vergleichsweise selten genannt wird, sind es 16,6 Millionen erwachsene BundesbürgerInnen, die 1994 im Urlaub Rad fuhren, mit Kanus, Segelschiffen oder sonstigen Booten unterwegs waren, mit Skiern die Pisten unsicher machten, geschwommen, gesurft oder getaucht, Golf oder Tennis gespielt haben. Zusätzlich verbrachten etwa 41,5 Millionen Menschen ihren Urlaub wandernd.

Neben konkreten Reiseangeboten, die sich an Kinder, Jugendliche und Familien oder bestimmte Zielgruppen wenden, wie SeniorInnen und Behinderte, bietet der Pavillon eine Fülle von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen: So soll am Beispiel des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer der Frage nachgegangen werden, ob sich Tourismus und Umweltschutz wirklich unversöhnlich gegenüberstehen. UmweltschützerInnen und Touristikfachleute wollen zehn Jahre nach Bestehen des Nationalparks kritisch Bilanz ziehen.

Ein zweiter Schwerpunkt der diesejährigen Messe hat auf den ersten blick wenig mit Ökologie zu tun: Der Trend, zeigen Untersuchungen, geht eindeutig zu Erlebnisreisen und verwegenen Freizeitaktivitäten. „Daß der Urlaub zwischen Hängematte und Nervenkitzel selten in Einklang zu bringen ist mit umweltbewußtem reisen, ist offensichtlich“, meinen Heike Keil-Seibold und Anke Biedenkapp, die Organisatorinnen der Messe. Ebenso offensichtlich aber sei, „daß Abenteuerferien Spaß machen, und daß sie mit gutem Gewissen genossen werden sollen“.

Mit Expertenhilfe können die BesucherInnen der Messe versuchen, aus diesem Widerspruch zu entrinnen. Wer will, kann an einer fünf Meter hohen Kletterwand seinen „Ferien-Thrill“ sogar direkt erleben. Womit sich die Kletterei in argentinischen Hochebenen vielleicht erübrigt. dah

Nähere Auskünfte zum Programm unter Tel: 0511/344558