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: Heiliger Jürgen, bitt für uns!

Hey, Wochenpost! Was frommet Euch? Der apostolische Hirtenbrief, der L'Osservatore Berlino, die Brandenburger Synodalpost? Demütig beugen wir das ungläubige Haupt. Wir wissen, Euch ist mit der Erscheinung des neuen Chefredakteurs Jürgen Busche Großes widerfahren: Euch führt ein Auserwählter durchs dornenreiche Feld des Journalismus.

In gottlosen Zeiten hat ER vollbracht, was vor ihm nur Jesus und Johannes dem Täufer gelang – das Mirakel der Bilokation! Ein Mensch wirkt zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten. Hie, zu Berlin, neuer Oberhirte der Wochenpost, dort, in München, Kardinal der SZ-Innenpolitik. Und in beiden Städten ist er unersetzlich.

Unsere katholischen Brüder wissen: Die Bilokation zählt zu den untrüglichen göttlichen Zeichen – ein echtes Wunder. Der Vollbringer wird von der päpstlichen Glaubenskongregation heiliggesprochen. Wir verneigen uns tief vor Sankt Jürgen! Und nicht nur wir: Schon brachen im südpolnischen Tschenstochau 15.000 frierende Fußwallfahrer – angeführt vom arbeitslosen Elektriker Lech Walesa – zur Prozession in die Berliner Ritterstraße auf; dorten, wo die Wochenpost thront. Und vom oberbayerischen Altötting wälzt sich ein psalmodierender Pilgerstrom gen München in die Sendlinger Straße; dorten, unweit vom Marienplatz, trägt die SZ ihr Kruzifix. Gegrüßet seist Du, Maria, heiliger Jürgen, bitt für uns!

Unterdessen raufen sich bayerische und preußische Gemeinden um das Copyright am Heiligen. Selbst weltliche Instanzen werden bemüht, den Streit zu schlichten. In den großen Kathedralen zu München und Berlin flehen die Gläubigen um Erleuchtung: Heiliger Jürgen, sprich Du ein Wort! Gehörst Du nicht uns allen?

Aber Obacht, Sankt Jürgen! Heilige leben gefährlich. Um ihre Gebeine gab es oft erbitterten Streit. Mancher wurde aus purer Liebe zerrissen. Wie der hl. Antonius: in Padua liegen zwei Backenzähne, in Neapel drei Zehen, und im römischen Schrein ruht der Schädel. Möge Dir solches nie widerfahren. Heiliger Jürgen, wir bitten für DICH! Arno Luik