Bleiben Castors daheim?

■ Merkel erwägt, süddeutsche Castors jeweils an AKW-Standorten zu lagern

Hannover (taz) – Das Bundesumweltministerium hält Castor- Transporte aus den süddeutschen AKW in das Zwischenlager Gorleben nicht mehr für unbedingt erforderlich. Die Sprecherin des Ministeriums bestätigte gestern, daß es im Bonner Umweltministerium Überlegungen gebe, die abgebrannten Brennelemente der süddeutschen AKW an den Kraftwerksstandorten zwischenzulagern. Ein entsprechendes Positionspapier der Kernenergieabteilung des Bundesumweltministeriums, über das die Hannoversche Allgemeine Zeitung gestern berichtet hatte, stamme allerdings schon aus dem April 1995 und sei für die gescheiterten Energiekonsensgespräche geschrieben worden.

Das Positionspapier empfahl damals eine „Regionalisierung, um Niedersachsen bei dem Wunsch nach einem Burden-Sharing bei der Zwischenlagerung entgegenzukommen“. Neben den bereits existierenden Zwischenlagern in Ahaus, Gorleben und Greifswald empfahl es, auch in Süddeutschland weitere Kapazitäten für die Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente zu schaffen. Anstelle eines zusätzlichen Zwischenlagers faßte es auch eine Erweiterung der „Lagermöglichkeiten an den Kraftwerksstandorten (erfahrungsgemäß keine Akzeptanzprobleme)“ ins Auge. Dadurch werde auch das Transportaufkommen verringert, hieß es in dem Papier.

Die Sprecherin des Bundesumweltministeriums betonte gestern, daß diese internen Überlegungen aktuell keineswegs zu einem Verzicht auf weitere Transporte aus Süddeutschland nach Gorleben führen. Die Betreiber hätten einen Rechtsanspruch auf die Einlagerung in Gorleben, sagte die Sprecherin. Demgegenüber forderte das niedersächsische Umweltministerium gestern, nunmehr den vom AKW Gundremmingen nach Gorleben geplanten Atomtransport abzusagen. Jürgen Voges