Die Konkurrenz ist geschultert

Und wieder heißt das Finale Goldbach - VfK Schifferstadt: Prima, findet VfK-Chef Litzenburger. Andere sehen das Ringen daran kaputtgehen  ■ Von Günter Rohrbacher-List

Schifferstadt (taz) – In den 60er Jahren war es, als sich die vorderpfälische Gemeinde Schifferstadt bundesweit einen Namen machte. Da zwang, wenige Kilometer weiter in Böhl, ein schwergewichtiger Mann mit Namen Wilfried Dietrich fast jeden Gegner auf die Schulter und mehrte seinen Ruhm obendrein durch olympische Medaillen. Heute trägt die Schifferstädter Halle seinen Namen – doch der „Kran von Schifferstadt“ ist schon einige Jahre tot.

Unter den ZuschauerInnen, die den VfK Schifferstadt damals anfeuerten, war auch Robert Litzenburger, der heute Vorsitzender des Vereins ist. Der war zwar eher dem Fußball zugetan und hatte 1964 mit der Versehrtensportgruppe Iggelheim die Deutsche Meisterschaft im Sitzball gewonnen, doch irgendwie hatte ihn das Ringen gepackt. „Ich bin da so reingewachsen“, erklärt der Mann, dem eine Kinderlähmung eine schwere Gehbehinderung einbrachte.

Litzenburger ist auch Vorsitzender des Ringerverbandes Pfalz, Leiter der Sportschule des Landessportbundes in Schifferstadt und Vizepräsident des Deutschen Ringerbundes. Und er ist nicht unumstritten. Die einen schätzen ihn für das, was er für das Ringen und die Stadt getan hat, und nennen ihn einen „fleißigen Mann“; die anderen halten ihn für „mit allen Wasser gewaschen“ und zeihen ihn schon mal der „Rumtrickserei“. Vor allem außerhalb der Ringerszene erreicht er keine besonders hohen Sympathiewerte. Den Vorwurf der Machtfülle mag er nicht hören, Besserung ist angedacht: „Ich bin einer schweren Belastung ausgesetzt und möchte sie bald in andere Hände geben.“

Natürlich macht ihm das Ringen und das Drumherum, für das er Verantwortung trägt, auch nach mehr als 20 Jahren noch Spaß. Ärger? „Wo kämen wir denn hin, wenn jeder mit jedem gut Freund wäre? Es gibt überall Kritiker und Neider“, sagt er. Nun, Insider behaupten, er habe bei seinen Aktivitäten stets zu sehr auf den VfK Schifferstadt gesetzt und darüber seine Amtspflichten als Vorsitzender des regionalen Verbands vernachlässigt. Tatsache ist: Außer dem VfK ringt nicht mehr viel in der Pfalz. Doch den Multifunktionär trifft auch dies nicht. Wie auch der immer wiederkehrende Vorwurf an ihm abprallt, beim VfK, wo der ehemalige Landrat und Regierungspräsident Dr. Paul Schädler (CDU) Präsident ist, würden Armenier, Russen, Polen und Türken besonders schnell Deutsche. „Es ist ein Unterschied, ob so ein Mann einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung hat oder nicht. Wir haben rechtlich immer korrekt gehandelt“, schießt Litzenburger gleich noch einen Pfeil gen Aalen.

Dort sitzen fünf Herren mit Namen Maier im Vorstand des Rivalen KSV, und speziell der Vorsitzende Karl Maier und Litzenburger sind sich spinnefeind. Maier hat immer gern an Litzenburgers neuen Deutschen gemäkelt. „Der Maier ist für mich soviel wie Luft“, sagt dazu der Pfälzer, der sich diese Runde erstmals seit Jahren wieder in Aalen hat blicken lassen. „Der Maier hat viele Gegner, in seiner Mannschaft, im Publikum und in der Presse.“ Die Luft ist ein bißchen raus aus dem Duell: Maier kam irgendwann nicht mehr mit. Und Litzenburger ist sich immerhin bewußt, daß auch diese „Feindschaft“ ein Mosaiksteinchen ist, das dem Wohlergehen des deutschen Mannschaftsringens eher abträglich war.

Andere sind dazugekommen. Die Einführung der eingleisigen Bundesliga im vergangenen Herbst war ein Flop. Die Zuschauer liefen in Scharen davon. Litzenburger wollte sie nicht. Doch nun soll es anders werden – back to the roots! Zwei gleich starke und geographisch einigermaßen Vernunft machende Staffeln sollen her. Am 10. Februar werden in Darmstadt DRB- Hauptausschuß und Bundesligisten über das neue Modell abstimmen.

Für Vereine wie den KSV Wiesental, den KSC Graben-Neudorf, die AV Reilingen und den ASV Lampertheim, bis vor wenigen Jahren noch regionale Rivalen des VfK Schifferstadt, kommt diese Reform zu spät. Sie alle konnten finanziell nicht mehr mithalten und verloren ihre Besten an die wenigen, die es noch können. Ohne Spitzenringer keine Zuschauer: Irgendwann war dann ganz Schluß. Ein an das US-amerikanische Drafting angelehntes Modell, um die in der Welt einzigartige Bundesliga wieder aufzuwerten und ordentliche Wettkämpfe zu garantieren, lehnt Litzenburger ab. „Wir haben hier ein Internat und bilden junge Leute aus. Wir sehen nicht ein, warum wir die hergeben sollen“, sagt er.

So könnte sich die Bundesliga totlaufen. Goldbach und Schifferstadt, und sonst? Allenfalls ansatzweise Witten kann noch mit, Aalen schon eher nicht mehr. Zustände wie im DDR-Eishockey drohen. Für Goldbach ist das heutige Finale in Aschaffenburg (Hinkampf) das zehnte in Folge. Goldbach gegen Schifferstadt heißt es seit 1992. Vielleicht ist der Tag nicht fern, an dem der Titel zwischen den beiden im „Best of 19“ ausgetragen werden muß. Weil die Konkurrenz längst auf den Schultern liegt.