Wo ein Wille ist, ...

■ Der Verein „Hafthilfe“ sorgt für weniger Knast durch kluge Sozialarbeit

Düsseldorf (taz) – Ohne den Düsseldorfer Verein „Hafthilfe“ hätten etwa zweihundert Untersuchungs- und Strafgefangene im letzten Jahr gut 10.100 Tage länger im Düsseldorfer Knast verbringen müssen. Mit Blick auf diesen Erfolg des von der katholischen und evangelischen Kirche 1993 gegründeten Vereins will jetzt NRW-Justizminister Fritz Behrens (SPD) im ganzen Land „Haftvermeidungsstrategien verstärken“. Seit August 1994 läuft das Pilotprojekt mit vier SozialarbeiterInnen in der JVA Düsseldorf. Ihnen gelingt es immer wieder, Haftrichter dafür zu gewinnen, der unterstellten Fluchtgefahr mit milderen Mitteln als der U-Haft zu begegnen. Für Inhaftierte, denen kein schweres Delikt vorgeworfen wird und die im wesentlichen deshalb hinter Gitter landeten, weil sie ohne festen Wohnsitz waren, bietet der Verein künftig auch „betreutes Wohnen“ bis zur Hauptverhandlung an. Bei 146 Strafgefangenen, die wegen Nichtzahlung ihrer Geldstrafe inhaftiert worden waren, erreichte der Verein eine Haftverkürzung durch Geldeintreibung in deren persönlichem Umfeld. Daß der Düsseldorfer Justizminister jetzt auf eine Ausweitung der Initiative setzt, hat auch ganz profane Gründe: In den überbelegten Knästen entsteht Platz, und man spart Kosten: pro Gefangenen und Tag 150 Mark. J. S.