■ Schöner Leben
: Banane danach

Mir zittern die Glieder. Alle Knochen tun mir weh. Nicht viel hätte gefehlt, und ich hätte mir das zarte Genick gebrochen – beim Ausrutscher auf der Bananenschale. Als hätte es letzten Belegs bedurft für die Rücksichtslosigkeit unserer Südfrüchtesüchtigen. Noch ein Beweis für die Gefahren für Leib und Leben, die uns drohen durch den hemmungslosen Bananenverzehr!

Aber ich will versuchen, ruhig zu bleiben. Bin ja tolerant. Wir müssen lernen, mit unseren Kranken zu leben. Bitteschön: Gibt es nicht etwa einen Bananenessertisch in fast jedem größeren Lokal? Gleich neben dem Klo? Und gestattet es der Gesundheitsminister nicht großherzig, Bananen bis zu 20 Gramm (zum eigenen Verzehr) mit sich zu führen? Und in den eigenen vier Wänden zu konsumieren? Bitte – nur nicht in den meinen.

Die Bärbel, der Klaus und ich: Wir haben uns nämlich schon lange drauf geeinigt, Bananen nur noch auf dem Balkon zu essen. Nach Einbruch der Dunkelheit. Was sollen sonst die Nachbarn denken, die Kinder gar? Wir haben diese Erde schließlich nur von ihnen gepachtet! Sollen die Kleinen eines Tages in einer bananenverseuchten Welt aufwachen?

Jawohl, ich räume es ein: Auch ich aß, ja: Ich futterte früher Bananen stangen- und staudenweise. 20 bis 30 am Tag waren keine Seltenheit. Nach dem Rauchen, während Konferenzen und häuslicher Geselligkeiten verdrückte ich hastig das sozialschädliche Obst. Und wie gut schmeckte mir die „Banane danach“ ...

Aber ich habe es geschafft. Dank einer mehrwöchigen Onkel-Tuca-Therapie. Nur noch ein paar Monate, und ich kann sogar auf die Bananenpflaster aus der Drogerie verzichten, die mir künstlich Glucose und das teuflische Bananin zuführen. Und nun soll ich, der Bananensucht unter Schmerzen entsagend, es gewissenlosen Elementen erlauben, mir öffentlich was vorzumampfen? Nieder mit dem Chiquita-Faschismus! – Darauf erstmal eine „Gauloise“. Thomas Wolff