: Die Geige kann lachen und weinen
■ Szenen und Melodien aus 1001 Nacht: „Scheherazade“ im Theater für Kinder
Eine ziemlich grausame Geschichte ist es, die das Theater für Kinder da ausgesucht hat. Immerhin will der Sultan die arme Scheherazade töten! In tausendundeiner Nacht erzählt sie ihm zwar wunderbare Märchen, doch eigentlich sind dies nur Waffen im mutigen Überlebenskampf der jungen Frau.
Dennoch behauptet das Theater nicht nur, Kinder von fünf bis zwölf Jahren anzusprechen, sondern es inszeniert Sheherazade auch angemessen für diese große und schwierige Altersgruppe. Die Mordpläne des Sultans Shariah müssen den jüngeren Zuschauern zum Beispiel keine schlaflosen Nächte bereiten, weil deren Aufmerksamkeit eher auf witzige Handpuppen gelenkt wird. Mit Tanz, Musik, farbenfrohen Kostümen und Kulissen sowie mit teils recht vertrackten Geschichten wird so jedem Gast etwas seinem Geschmack und Alter Entsprechendes geboten. Über das Happy-End können sich dann alle zusammen freuen.
Aus der Orchestersuite Scheherazade von Nikolaj Rimskij-Korsakow (1888) hat Florian Noack für die Altonaer Bühne eine hübsche kleine Kammermusik gemacht, die auf Klavier, Geige, Cello und Klarinette live gespielt wird. Dazu erklärt die Autorin und Moderatorin des Stücks, Barbara Hass, was Instrumente und Musik aussagen: Die Geige kann lachen und weinen, eine Melodie kündigt Spannung an, eine andere sorgt für Heiterkeit.
Zu den vier Sätzen der Instrumentalisten erzählt, spielt und tanzt Nathalie Vitorino da Silva als Sheherazade vier Märchen über Liebe, Zauber und Gefahren. Ihr Problem dabei ist, daß trotz Mikrofon die Stimme nicht so recht mitmacht. Das kann Tanten, Väter und andere Begleitpersonen irritieren, das werte Hauptpublikum dürfte sich daran kaum stören. Ralf Hutterer sorgt als junger, sympathischer Sultan seinerseits für die Entschärfung der grausamen Geschichte. Er droht der Braut zwar immer wieder mit dem Tod, tanzt und lacht dann aber mit ihr, so daß man sich am Ende doch über das hübsche Paar freuen kann.
Nele-Marie Brüdgam
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