Ohne große Formalitäten

■ Pik As mit neuem Raum zum Aufwärmen und Kaffeetrinken

„Unser oberstes Ziel ist, Obdachlose wieder ins Hilfesystem einzubeziehen“, sagte Uwe Holtermann, Leiter des Pik As, gestern bei der Vorstellung des neuen Pavillons der Obdachlosenunterkunft in der Neustädter Straße. Um den Obdachlosen den ersten Kontakt mit den Behörden zu erleichtern, hat das Pik As den neuen Aufenthaltsraum geschaffen. Hier können sie „ohne große Formalitäten Kaffee trinken oder duschen“. Der Landesbetrieb „pflegen und wohnen“, Träger des „Pik As“ und Bauherr des neuen Pavillons, hofft auf rege Nutzung des Hilfs- und Beratungsangebots.

Der 470.000 Mark teure Flachbau wurde in vier Monaten erbaut. Obwohl das „Pik As“ ein Übernachtungsheim ausschließlich für Männer ist, stehen die neuen Räume Männern und Frauen offen – täglich von neun bis mindestens 16 Uhr. In einem Aufenthaltsraum gibt es kostenlos Kaffee und Möglichkeit, sich aufzuwärmen. Daneben befinden sich Duschen und Toiletten. Denn „gerade für Obdachlose ist es oft ein Problem, eine warme Dusche zu bekommen“, sagte Holtermann. Außerdem ist der Pavillon einmal wöchentlich Anlaufstelle für das Krankenpflegemobil der Caritas, dessen Besatzung Obdachlose, die oft große Scheu haben, zum Arzt zu gehen, ambulant pflegerisch versorgt.

Eine „notwendige Einrichtung für Menschen, die entwurzelt sind“, nannte Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel das Pik As, das im Winter bis zu 301 Schlafplätze anbietet und durchschnittlich zu 90 Prozent ausgelastet ist. Eine Übernachtung kostet zwei Mark, ein Tagesaufenthalt 3.50 Mark und Vollverpflegung 17 Mark. Für „Mittellose und Hilfebedürftige“ übernimmt das Sozialamt die Kosten. Hinz & Kunzt forderte gestern erneut die Öffnung der U-Bahn-Schächte für Obdachlose. „Solange es das Pik As gibt, ist das nicht nötig. Eine solche Maßnahme würde eher Versagen anzeigen“, sagte die Sozialsenatorin. Zu spät kam das „niedrigschwellige Angebot“ der Sozialbehörde allerdings für einen 48jährigen, den die Polizei gestern erfroren am Zirkusweg in St. Pauli auffand: Der vermutlich obdachlose Mann ist der zweite „Kältetote“ dieses Winters. Uwe Scholz