Geburtsstube der Sexualwissenschaft

■ Uni-Ausstellung über das erstes Institut für Sexualwissenschaften

in Bremen

Vor über einhundert Jahren entstand in den deutschsprachigen Ländern die Sexualwissenschaft – in Berlin fand sie 1919 weltweit ihre erste Heimat, im Institut für Sexualwissenschaften. 14 Jahre später verrammelten die Nationalsozialisten die Türen und verboten das Institut. Sein Gründer, der Jude und Sozialdemokrat Magnus Hirschfeld, wurde als „sittlich abartig“ diffamiert.

Die Ausstellung „das welterste Institut für Sexualwissenschaft“, die von den Schwullesbischen Studien nach Bremen geholt worden und gestern eröffnet worden ist, beleuchtet jetzt die Geschichte des Institutes. Das Institut für Sexualwissenschaft verstand sich als eine beratende, behandelnde und aufklärende Einrichtung. Außerdem war sie Forschungsstätte, die ihre Ergebnisse für sexualreformerische Bestrebungen nutzbar machte. Sexualpolitische Organisationen fanden im Institut Unterschlupf. Die Forschungseinrichtung wurde zur ersten Adresse für Menschen, die sich vom strikten Sexualstrafrecht bedroht sahen. Durch die Verknüpfung von Sexualforschung und Politik ist es zu einer Einrichtung geworden, die von Gästen unter anderem aus Politik, Wissenschaft und Kunst besucht wurde.

Die Zerstörung und das Exil seines Gründers werden in der Ausstellung ebenso aufgegriffen, wie die „Sexuelreform“ und die Lebensreformbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bisher unveröffentlichte Dokumente, Fotos und Objekte sollen Aufschluß geben über theoretische Begründung und praktische Verwirklichung, Anspruch und Problematik der sexuologischen Spezialeinrichtung. Die Exponate sind bis zum 14. Februar auf der unteren Ebene der Universitätsbibliothek zu betrachten.

kes/rei