Surfen im Bibliotheksbestand

Vergebliches Suchen nach dem richtigen Buch oder lange Wartezeiten, die am Ende doch nur damit enden, daß das Buch entliehen ist, gehören in der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) nun der Vergangenheit an. Gestern stellte die AGB als erste und größte öffentliche Bibliothek Berlins die bequeme Alternative vor.

Per Computer und Modem kann man sich nun den aktuellen Medienstand ins heimelige Wohnzimmer holen. „Willkommen im Online-Benutzerkatalog der Amerika-Gedenkbibliothek“, heißt es da auf dem Bildschirm, und nach Eingabe des gewünschten Autors und Titels erscheint die aktuelle Liste: wie viele Exemplare verliehen sind und wann die Rückgabe erfolgt. Ein Druck auf die Tastatur, schon ist das Buch reserviert, und man braucht nicht zu befürchten, wieder mit leeren Händen heimzugehen.

Der Spaß ist aber nicht ganz billig: 58 Mark kostet die Diskette mit „Terminalemulation“, die einen Zugriff auf die Dateien der Bibliothek ermöglicht – online, versteht sich. Das Angebot ist groß, der Kunde kann unter 300.000 Titeln aus einem breiten Spektrum an Büchern, Videos, CDs, Noten oder Videospielen wählen. Bis 1998 soll der gesamte Bestand der Bücherei – 500.000 Titel – auf dem heimischen Rechner abrufbar sein. Für die digitale Abfrage eines Buches genügt in der Regel eine Telefon-Einheit, also 12 Pfennig. Von 6 bis 24 Uhr steht dem Benutzer eine eigens dafür eingerichtete Telefonleitung zur Verfügung. Als nächsten Schritt plant die Gedenkbibliothek den Zugang zum Computer-Katalog per Internet. Zukunftsmusik wird jedoch die Idee bleiben, ausgeliehene Medien per Internet vorbestellen zu können.

Fünf Millionen Mark ließ sich der Kultursenator die digitale Ausstattung der Bücherei kosten. Wer es also künftig vorzieht, im Freibad bei einem kühlen Drink auf Literatursuche zu gehen, dem steht nichts mehr im Weg, via Notebook und Handy [und wer sich das nicht leisten kann, dackelt immer öfter für nichts in die AGB, d. Korr.]. Maximilian Stelzle

Foto: Wolfgang Borrs