Atomgegner ungefährlich

■ Gefährliche Anschläge auf Bahnstrecken von Erpresser begangen

Hannover (taz) – Die Polizei hat nach Auffassung der BI Lüchow- Dannenberg die Öffentlichkeit bewußt über den Hintergrund einer Reihe von Bahnanschlägen getäuscht. „Die drei wirklich gefährlichen Bahnunfälle, bei denen die Polizei Akw-Gegner als Urheber vermutete, haben definintiv andere Ursachen“, erklärte jetzt der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke. Obwohl die Polizei frühzeitig über die wahren Täter oder Ursachen informiert gewesen sei, habe sie auf eine Richtigstellung verzichtet und den Vorwurf im Raum stehen lassen, daß Akw- Gegner Bahnreisende an Leib oder Leben gefährden.

Ehmke verwies insbesondere auf einen Bahnanschlag im September letzten Jahres, hinter dem die Polizei nach Presseberichten Gegner der Castor-Transporte vermutet hatte. Damals war auf der Bahnstrecke Hannover Uelzen an einer Unterführung ein Betonklotz aufgehängt worden. Urheber dieses Anschlag war ein Bahnerpresser, gegen den die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelte. Nach Angaben dieser Staatsanwaltschaft ging damals schon am Tag des Anschlages bei der Deutschen Bahn AG ein Bekennerschreiben des Erpressers ein. „Die Polizei machte dennoch Akw-Gegner für den Anschlag verantwortlich und hat dies nie zurückgenommen“, kritisierte Ehmke.

Ein weiterer angeblicher Anschlag von Akw-Gegnern, bei dem nahe Northeim ein Eisenträger auf den Schienen lag, habe sich inzwischen als ein Unglücksfall bei Bauarbeiten entpuppt. Für ein dritten Anschlag auf einen Stromast der Deutschen Bahn AG sei ebenfalls der Erpresser aus Erfurt verantwortlich.

Die BI Lüchow-Dannenberg hatte erst jüngst zwei dieser Anschläge in einer Erklärung als unverantwortlich kritisiert. „Da die Polizei wußte, daß Akw-Gegner nicht deren Urheber waren“, so sagte Ehmke, „sind wir und die Öffentlichkeit hier klar hinters Licht geführt worden.“ Jürgen Voges