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Blüm droht der Gewerkschaftsausschluß

■ Zehntausende Metaller demonstrieren gegen Sparpläne bei der Frühverrentung

Duisburg (taz) – Gerade rechtzeitig zur heutigen Kanzlerrunde hat die IG Metall gestern noch einmal die Muskeln spielen lassen. Im Zentrum der Kritik von rund 70.000 demonstrierenden Stahlkochern und Metallarbeitern stand Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. Wenn dieser an seinen Plänen zur Einschränkung der Frühverrentung festhalte, „dann kann der nicht mehr Mitglied unserer Gewerkschaft bleiben“, rief der Betriebsratsvorsitzende von Krupp-Hoesch, Werner Naß, mehreren tausend Metallern in Dortmund zu.

Zur gleichen Zeit forderte der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel die Bundesregierung vor gut 4.000 Demonstranten in Duisburg auf, endlich mit ihrer Zustimmung zum „Bündnis für Arbeit“ Ernst zu machen, „anstatt eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen dieses Bündnisses praktisch zu zerstören“. Die IG Metall wende sich nicht gegen „eine sinnvolle Neuregelung“, aber wenn Blüms Pläne Wirklichkeit würden, sei „der Vorruhestand tot“. Blüm verteidigte gestern dagegen sein umfangreiches Kürzungskonzept. Die bisherigen Regelungen will er nur noch für Arbeitnehmer gelten lassen, die jetzt schon 57 Jahre alt sind. Dagegen fordert die IG Metall einen „Vertrauensschutz“ bis runter zu den derzeit 55jährigen.

Weil die Zahl der „Vorruhestandsfälle“ von 54.000 im Jahr 1992 auf 290.000 im vergangenen Jahr explodiert ist, droht das Rentensystem in der Tat zu kollabieren. Das weiß auch Zwickel. Deshalb kündigte der IG-Metall-Chef gestern an, die Gewerkschaften würden die von Blüm ins Gespräch gebrachte Kombination von Teilzeitrente und Teilzeitarbeit für ältere Arbeitnehmer unter gewissen Bedingungen mittragen. Diese Kombination müsse dem einzelnen aber bis zur Vollrente 90 Prozent des früheren Nettoeinkommens garantieren. Außerdem müsse durch Zahlungen der Arbeitgeber und der Arbeitslosenversicherung in die Rentenkassen die spätere Vollrente auf Basis des Vollzeiteinkommens berechnet werden. Andernfalls, so Zwickel, würden die Älteren „weitermalochen“, und „den Jungen droht die Arbeitslosigkeit“. Walter Jakobs

Kommentar Seite 10

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