■ Kommentar
: Lächerlich

Mensch trinkt, schluckt Tabletten, kompensiert Druck mit Drogen: Das ist schon so lange Gewißheit, daß es nur noch als laienpsychologische Binsenweisheit gelten kann. Und doch ist es gleichzeitig das Ergebnis einer Fachtagung – hier und heute. Schön, daß wir mal wieder darüber geredet haben: Mit diesem Fazit gibt sich die Landesstelle gegen die Suchtgefahren zufrieden.

Bereits vor 20 Jahren hat sich die Landesstelle mit dem Problem der Alkoholsucht am Arbeitsplatz befaßt. Zwei Jahrzehnte sollten eigentlich ausreichen, um Erkenntnisse in Aktivitäten – auch der präventiven Art – umzusetzen. Statt dessen wird die Zweigstelle „Büro für Suchtprävention“ eröffnet und eine Initiative mit solidarischem WIR!-Gefühl ins Leben gerufen.

Wann diese je etwas anbietet, jenseits von Sachstandsanalysen in Wort oder Schrift, ist nicht abzusehen. Eine Podiumsdiskussion mit vielen Menschen, einer Meinung und ohne Entscheidungsträger ist da vermutlich nicht die beste Idee.

Angesichts des ungeheuren Drucks, unter dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer derzeit stehen, ist die augenfällige Zufriedenheit mit Sonntags- oder Tagungsreden unerträglich. Arbeitsbedingungen können Sucht verursachen. Die Strukturen verantwortlich zu machen und deren Veränderung zu fordern, ist unredlich. Weil niemand es schaffen wird. Und sich kaum jemand darum bemüht.

Wer nicht einmal versucht, konkrete Konzepte zu entwickeln, macht sich lächerlich. Auf Kosten von Süchtigen oder Suchtgefährdeten – die das vermutlich nicht zum Lachen finden. Stefanie Winter

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