: Der Deutsche, der nicht kann
■ Bundesaußenminister Kinkel entläßt Botschafter in Haiti wegen rassistischer und sexistischer Äußerungen: "Der haitianische Mann kann immer, und die haitianische Frau will immer."
Bonn (dpa/AFP/AP) – Erstmals ist ein hoher Bonner Diplomat wegen sexistischer und rassistischer Äußerungen von seinem Auslandsposten abgelöst worden. Bundesaußenminister Klaus Kinkel entband den Botschafter in Haiti, Günther Dahlhoff (59), gestern mit sofortiger Wirkung von seiner Aufgabe. Dahlhoff hatte beim Besuch einer Bundestagsdelegation im November in dem Karibikstaat nach Angaben von Abgeordneten in einem Hintergrundgespräch unter anderem gesagt, das angebliche Überbevölkerungsproblem Haitis liege darin begründet, daß „die haitianische Frau immer will und der haitianische Mann immer kann“. Außerdem soll er sich abfällig über die Regierungserklärung von Ministerpräsidentin Claudette Werleigh geäußert und angeblich den Redestil von Präsident Jean-Bertrand Aristide mit dem des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels verglichen haben. Nach Aussagen der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriele Fograscher habe Dahlhoff außerdem die Delegation in zwei Botschaftswagen mit 100 Stundenkilometern durch die Dörfer fahren lassen – „obwohl Kinder, alte Menschen, Hunde und Katzen auf den Wegen standen“.
Dahlhoff wurde nach Bonn bestellt und am Montag zu den Vorwürfen gehört. Danach, so das Außenministerium, entschied Kinkel, Dahlhoff „mit sofortiger Wirkung von seiner Aufgabe zu entbinden“. Über seine weitere Verwendung ist noch nicht entschieden. Die haitianische Botschaft hatte zuvor bestätigt, die umstrittenen Äußerungen zu kennen, lehnte aber eine Stellungnahme ab.
Dahlhoff, Vater von vier Kindern und seit 1963 im Auswärtigen Dienst, hatte Auslandsverwendungen in Kabul, Helsinki, Genf, Washington und Wien. Vor Haiti, wo er seit Sommer vergangenen Jahres residierte, war er in Georgien. Zu der Bundestagsdelegation, die bei seinen Ausführungen „betreten“ geschwiegen haben soll, gehörten außer Gabriele Fograscher die CDU-Abgeordneten Armin Laschet und Andreas Krautscheid und der PDS-Abgeordnete Winfried Wolf.
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