Getrieben von Geltungsdrang

■ Sigourney Weaver und Holly Hunter glänzen in Copykill

Es ist schon beeindruckend, wie sehr man im Hollywood-Kino an der Hand genommen wird. Nicht, daß Copykill etwa langweilig wäre, nur eben vorhersehbar. Man erfährt ja schon im Trailer, wie der Serienkiller im Jahr fünf nach Das Schweigen der Lämmer, im Jahr zwei nach Natural Born Killer und im Jahr eins nach Seven aussieht. So fällt bei Jon Amiel (Sommersby) das Whodunit gänzlich aus, uns in den Film zu zwingen. Diesmal ist es ein schüchterner Computerhacker, der von seiner Freundin drangsaliert wird.

Sein wirkliches Motiv aber ist Anerkennung. Er ist, wie er selbst sagt, beeindruckt davon, daß über Jack the Ripper mehr Bücher veröffentlicht wurden als über Präsident Lincoln. Nun hat er sich in den Kopf gesetzt, nach dem Vorbild von Jeffrey Dahmer, dem „Würger von Boston“, oder anderen medienpräsenten Massenmördern Mädchen zu morden. Da ihn Geltungsdrang treibt, weiß auch die Psychologin Helen Hudson (Sigourney Weaver), daß er sich nach dem Gesetz der Serie fangen lassen muß, um in die Annalen der Meistermetzler zu gelangen.

Helen ist ein Wrack. Seit ein Psychopath sie in der Damentoilette traktierte, leidet sie unter Agoraphobie: die Welt droht ihr wegzukippen, sobald sie ihre Wohnung verläßt. Allein das Internet bleibt ihr noch als Zugang zur Außenwelt, gleichzeitig kann aber auch der Mordknabe jederzeit Botschaften mit von Würmern zerfressenen Frauenkörpern mailen. Hier zeigt Copykill geschickt die Ambivalenz des Mediums.

Von MJ Monahan (Holly Hunter) wird die Psychologin, die sich selbst als Pin-Up Girl der Massenmörder versteht, in den Fall eingebunden. So wird die FBI-Agentin Jodie Foster, die sich im Spannungsfeld zwischen Angst und Entschlossenheit aufhielt, auf das Gespann Weaver/Hunter verteilt. Daß beide glänzen, war zu erwarten. Daß aber Hunter als Kriminalbeamtin unberechenbar zwischen rehäugiger Naivität und Schüssen aus der Hüfte pendelt, ist umwerfend. Schon beeindruckend, wie Hollywood mit neuen Figurenkonstellationen serielle Leerstellen füllt.

Volker Marquardt

Aladin, City, Gloria, Grindel, Hansa