„Wir kriegen die Millionen ja nicht geschenkt“

■ Musical-Produzent Frank Buecheler über Dr. Jekyll & Mr.Hyde in Bremen

Frank Buechelers Firma Neue Metropol hat für den deutschsprachigen Raum die Rechte für das Musical Dr. Jekyll & Mr. Hyde erworben. Ende 1997 könnte im Show-Park am Richtweg Premiere sein. Der Senat muß im Februar entscheiden, ob er die 45 Millionen Mark für den Ausbau der Spielstätte bewilligt.

taz: Was für ein Musical ist Dr. Jekyll & Mr. Hyde?

Frank Buecheler: Der Komponist ist Frank Wildhorn aus Los Angeles. Eine Art Werkstattinszenierung tourt seit Anfang August durch die USA. So verdienen die Produzenten das Geld, um die große Produktion im Herbst 1996 in New York und im Frühjahr 1997 in London rauszubringen.

Wie ist die Musik?

Jekyll & Hyde ähnelt dem Phantom der Oper, ist aber moderner. Es fällt in die Kategorie „Modern Pop Opera“, da geht es um ernsthafte Stoffe. Dr. Jekyll, der versucht, das Böse im Menschen zu isolieren, um die Menschheit vor dem Bösen zu befreien. Hinter dieser Kriminal- und Wissenschaftsstory steht ein echtes Thema.

Wird es dann wie bei Webber-Musicals in Bremen einfach die Inszenierung aus New York und London übernommen?

Wir haben viel Wert darauf gelegt, künstlerisch und in der Vermarktung frei zu sein. Aber wir sind - und das ist neu in Deutschland - so früh dabei, daß wir mit dem Regisseur Gregory Boyd die Sache entwickeln können.

Wie ist denn die rechtliche Konstruktion? Mit Buddy Holly in Hamburg hat das ja nichts zu tun, außer daß Sie auch Buddy produziert haben?

Wir arbeiten mit getrennten Projekt-Gesellschaften, damit keine Produktion die andere in einen Flop hineinreißen kann. Wir haben ein Angebot gemacht. Jetzt muß der Senat entscheiden. Wir gründen eine Theaterbetriebsgesellschaft. Die mietet die Spielstätte von der HIBEG (Hanseatische Industrie Beteiligungen GmbH), die das Theater vom Eigentümer pachtet. Untervermietet wird das Haus dann an die Jekyll & Hyde KG, die von unseren Investoren das Geld einsammelt und die Produktion auf die Bühne stellt.

Was passiert, wenn Jekyll & Hyde ein Flop wird?

Die HIBEG hat einen Auffang-Plan gemacht, den ich im Detail nicht kenne. Die Stadt bekommt auf jeden Fall ein Multifunktions-Theater mit 1300 Plätzen. Wir kriegen es langfristig vermietet, um notfalls eine zweite Produktion zu machen. Oder eine neue, wenn Jekyll & Hyde abgespielt ist.

Wie überleben sie die eineinhalb Jahre Anlaufphase?

Wir kalkulieren vorsichtig. Mit 50prozentiger Auslastung kommen wir im ersten Jahr über die Runden. Wir haben ja inzwischen Erfahrung. Bei „Buddy“ ist ja zum ersten Mal ein Musical von deutschen Kaufleuten finanziert worden. Jetzt wissen die, daß sie möglicherweise nochmal nachlegen müssen.

Wie teuer wird die Produktion? „Sunset Boulevard“ in Niedernhausen kostet 20 Millionen Mark.

In dieser Dimension bewegen wir uns auch.

„Sunset Boulevard“ hat sein Theater für 50 Millionen selber gebaut. Warum rechnet sich das nicht auch in Bremen?

Die Grundkonstellation ist anders. In Niedernhausen baut ein Bauunternehmer ein Tagungshotel, da gehört das Theater mit rein. Bei „Tommy“ dagegen hat die Stadt Offenbach auch Kredite verbürgt und ist mit ungefähr 28 Millionen Mark eingestiegen. Offenbach hatte ein Interesse, auf sich aufmerksam zu machen. Und auch Bremen macht ja mit dem Vulkan nur negative Schlagzeilen. Es ist außerhalb zu wenig bekannt, daß das hier eine ganz attraktive Stadt ist. Es fehlen die Anlässe herzukommen. Solch ein Anlaß könnte ein Musical sein.

Müssen dafür aber 45 Millionen Mark vorgestreckt werden?

Private Investoren brauchen ein Signal, daß Bremen voll hinter diesem Projekt steht. Die 45 Millionen für das Theater werden uns ja nicht geschenkt. Wir zahlen eine erhebliche Miete. Nach 15 bis 20 Jahren hat sich die Investition rentiert. Das ist für eine Immobilie ein vernünftiger Zeitraum. Und wir schaffen 220 Arbeitsplätze.

Sehen sie sich in Konkurrenz zum Bremer Theater?

Im Gegenteil. Wir könnten Leute anziehen und die dann ins Stadttheater weiterreichen. Ein Hotel könnte Wochenendarrangements machen. Einen Abend Musical, am anderen Abend Traviata.

Geht es denn nur um die Gäste von außerhalb?

Nein, wir sind ja kein Touristik-Zulieferer. 40 Prozent unserer Auslastung kommt aus der Region. Wir haben ja im Richtweg noch Platz für eine kleinere Bühne, wo wir wechselnde Programme spielen können.

Mit der Kulturbehörde haben sie aber noch nicht geredet?

Wir sind von der Wirtschaftsförderung angesprochen worden und haben mit der HVG und der HIBEG verhandelt. Wir haben sehr professionelle Vorarbeit vorgefunden. Ich kann nichts dafür, wenn sich jemand übergangen fühlt. Ich möchte mich nicht in interne politische Kreise begeben.

Falls sich der Senat zugeknöpft zeigt, haben sie andere Städte in petto für Jekyll & Hyde?

Ja, es gibt einen ausländischen Immobilieninvestor, der uns dafür ein ganz konkretes Angebot gemacht hat in einer anderen Stadt.

Fragen: Joachim Fahrun

Susanne Raubold