Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

Abbuzze! Der Badesalz Film Deutschland 1995, R: Roland Willaert, D: Hendrick Nachtsheim, Gerd Knebel

„Man muß nur flexibel sein, dann trinkt die Welt auch Äppelwein!“ Wer wäre berufener als Überbringer dieser Frohbotschaft als das Duo Knebel/Nachtsheim, a.k.a. „Badesalz-Theater“? So überschreiten die beiden Missionare nun den Äppelwoi-Äquator, um mit ihrem ersten Spielfilm den Rest der Welt von den Wonnen hessischer Lebensart zu überzeugen. Und sei's mit Gewalt und derben Witzen. An beidem wird in „Abbuzze“ nicht gespart. Der „Badesalz“-Humor liegt immer knapp unter der Gürtellinie und ist garantiert nicht p.c.. Wer sich dem trockenen Hessenwitz aussetzt, muß schon hart im Nehmen sein. So manche Pointe wird nach Helge-Schneider-Manier peinvoll zerdehnt und zerbabbelt. Aber wer sich darauf einläßt, der wird reichlich belohnt, mit abgründigen Scherzen und nützlichen Informationen über Supermarkt-Kassiererinnen, Hausmeister, Piercing-Fans, Bodybuilder und natürlich Eintracht Frankfurt. (tw)UFA-Stern

Ace Ventura - Jetzt wird's wild USA 1995, R: Steve Oedekerk, D: Jim Carrey

„Jim Carrey zieht nun aber auch jeden Gag aus seinem Komödien-Witzkoffer – und natürlich einige aus seiner Nase –, aber der Film rast vorbei und läuft einfach aus. In seinem zweiten Abenteuer wird der Haustierdetektiv aus seiner simplen Umwelt in Florida herausgenommen und in eine Kulisse verpflanzt, die einfach zu grandios für diese Figur ist. (World Premiere) UT-Kino

Der Blick des Odysseus Griechenland/Frankreich/Italien 1995, R: Theo Angelopoulos, D: Harvey Keitel, Erland Josephson

Fast drei Stunden lang muß man hier durch naßkalten Schnee und Nebel waten. Nicht nur weil der Regisseur Angelopopoulos aus Prinzip nur bei schlechtem Wetter seine Kamera laufen läßt, sondern auch weil er alles zäh und bedeutungsschwanger in die Länge zieht. Harvey Keitel reist als modernes Odysseus durch die Länder des Balkans, um die verlorenen ersten Filmrollen von zwei Filmpionieren zu finden. Aber überall findet er nur Elend, Schmerz und schlechtes Wetter. Er kann nichteinmal ein Taxi in Griechenland nehmen, ohne daß der Fahrer über den langsamen Tod seiner Heimat lamentiert. Der tragische Schluß in den Ruinen von Sarajewo ist dann so dick aufgetragen, daß es manchmal schon unfreiwillig komisch wirkt. Angelopoulos tränkt alles in die gleiche, depressive Grundstimmung und verspielt dadurch die Wirkung, die einige seiner Bilder für sich genommen durchaus haben. (hip) Cinema

Blue in the FaceUSA 1995, R: Wayne Wang/Paul Auster, D: Harvey Keitel, Lou Reed

„Der Begleitfilm zu „Smoke“. In Auggie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Unter Volldampf entwickeln sich die Schauspieler, zu denen neben anderen „Smoke“ -Darstellern auch Lou Reed, Roseanne, Jim Jarmusch, Michael J. Fox und Madonna gehören, eine Spielfreude sondergleichen.“ (tip) Schauburg, Filmstudio (OmU)

Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter

„Seitdem die Verbrechen von Serienkillern im Kino beinahe zur Kunstform stilisiert werden, sind sie zu einem voyeuristischen Phänomen unserer Zeit avanciert. Daß diese perverse Form der Heldenverehrung Nachahmer auf dem Plan rufen könnte, ist eine furchteinflößende Vision, die hier in drastischer Form beschworen wird. Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. „Copykill“ kann es in mancher Hinsicht mit dem „Schweigen der Lämmer“ aufnehmen.“ (TV-Spielfilm)UFA-Palast, UT-Kino

Crossing Guard USA 1995, R: Sean Penn, D: Jack Nicholson, Anjelica Huston

„In seiner zweiten Regiearbeit entdeckt Sean Penn die Langsamkeit für sich. Qualvoll und zäh schildert er eine Rachegeschichte, die weder für Spannung sorgt noch in psychologische Tiefen dringt. Die Tochter eines von Jack Nicholson gespielten Juweliers wurde von einem Betrunkenen überfahren. Die Familie des Kindes zerbrach an diesem Schicksalsschlag, und als der Täter nun aus dem Gefängnis freikommt, kündigt der Vater an, ihn in drei Tagen umzubringen. Penns Inszenierung ächzt vor Ambition und Prätention. Interesse an den Figuren weckt sie nicht.“ (tip) UT-Kino

Cyclo Frankreich/Vietnam 1995, R: Tran Anh Hung, D: Le Van Loc, Tran Nu Yen

Hungs Film ist eine Mischung aus „Taxi Driver“ und Vittorio De Sicas „Fahrraddiebe“, die verblüffend persöhnlich und modern aussieht. Hung fängt die Verwirrung der verlorenen Menschen, den Schmerz und die Gewalt in dieser Nachkriegs-Unterwelt in Szenen ein, die manchmal so intensiv wirken, daß man den bitter scharfen Geschmack der Stadt fast auf der Zunge zu schmecken meint. Dafür hat er eine beängstigende Stimmung geschaffen mit einem grünlich, ewig flackernden Neonlicht und einer elektrisch geladenen Atmosphäre, in der regelmäßig jemand durch einen Stromstoß von einer fehlerhaften Leitung geschüttelt wird. (hip) Modernes

Cyrano de Bergerac Frankreich 1990, R: Jean-Paul Rappenau, D: Gerald Depardieu, Anne Brochet

Depardieu als großer Held mit großer Nase in einem aufwendig inszenierten Kostümfilm, der sich als eine einzige Hymne auf die grande französische Kultur entpuppt. Alle Dialoge sind in Versform; trotzdem wurde der Film zu einem internationalen Erfolg. (hip) Gondel

Dangerous Minds – Wilde GedankenUSA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.

„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Dieses Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferin Lehrerin nicht so umwerfend wäre. (hip) Europa

Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum

„Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Zu diesem sich langsam dahinschleppenden, zum Ende hin gar quälend-spirituell angehauchten Desaster malträtiert Neil Young zwei Stunden lang mit den immer gleichen Griffen einschläfernd seine E-Gitarre.“ (Bremer) Schauburg, Casablanca (OL)

Dem Himmel so nah USA 1995, R: Alfonso Arau, D: Keanu Reeves, Anthony Quinn

„Kitsch pur serviert Alfonso Arau in seinem altertümlichen Melodram, das kein Gramm Überraschungen in die Waagschale wirft. Nach seinem beeindruckenden Debüt mit „Bittersüße Schokolade“ muß man von Araus neuestem Film bitter enttäuscht sein. Als Unterhaltungshappen für einen verregneten Sonntagnachmittag kann man sich diese pastellfarbene Posse allerdings getrost zu Gemüte führen.“ (Bremer) UFA-Stern

Durchgeknallt und auf der Flucht USA 1995, R: Greg Beeman, D: Daniel Stern

„Der überhebliche Großstadt-Loser Max blickt mal wieder nicht durch, ist zur richtigen Zeit am falschen Platz, entdeckt eine Leiche und hat nun Polizei und FBI am Hals. Auf der Flucht aufs Land wird er für einen Pfadfinder-Experten gehalten und landet mit sechs Gören in den Bergen. Kein Film für die Kinos, sondern eher was fürs Nachmittasgsfernsehen.“ (tip) City

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT Kinocenter

Der Eisbärkönig Norwegen/Schweden/Deutschland 1991, R: Ola Solum, D: Tobias Hoesl, Maria Bonnevie

„Die Prinzessin des Winterlandes verliebt sich in einen jungen König, der durch den Fluch einer bösen Hexe zum Eisbär verzaubert wurde. In faszinierenden Landschaftsaufnahmen eingebettete, weitgehend kindgemäße Verfilmung eines norwegischen Volksmärchens, das auch jüngere Zuschauer zu fesseln vermag.“ (Rowohlt Filmlexikon) Kino 46

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany

„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) Cinema, UFA-Stern

Das Geheimnis des Seehundbabys USA 1994, R: John Sayles, D: Jeni Courtney

Sayles ist ein wunderschönes Märchen gelungen, das man auch Erwachsenen wärmstens ans Herz legen kann: Ein kleines Mädchen erfährt die sagenhafte Geschichte vom Verschwinden seines Bruders und vom Geheimnis des Seehundbabys. City

Gilbert Grape USA 1993, R: Lasse Hallström, D: Johnny Depp, Juliette Lewis

„Ein Film vom Leben auf dem Lande namens Amerika, wo es am gottverlassensten ist und Endora heißt, wo Gilbert tagein, tagaus seine kolossale Mama, seinen schwachsinnigen Bruder und sonst noch allerhand zu versorgen hat, so daß er das Fortkommen und die Liebe schon ganz vergessen hat. Ein wunderschöner, geradezu heiligmäßig einfacher Film.“ (taz) Gondel und Bürgerhaus Vegesack

Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen

Der neue Bond sieht, darin weiß sich die Frauenwelt mit der Männerwelt einig, hinreichend viril und doch zivilisiert aus. Die meiste Zeit des Films blickt er ein wenig grämlich. Wie ein Dressman, der mit energischer Würde im Gesicht für ein Eau de Toilette seinen Mann steht. Dafür kann er nicht viel, denn vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter

Hallo, Mr. President USA 1995, R: Rob Reiner, D: Michael Douglas, Annette Bening, Michael J. Fox

„Was macht der Mann im weißen Haus, wenn er sich in eine Frau verliebt? Und wie verhält er sich, wenn diese Liebe zu einer Staatskrise führt? Rob Reiners satirische Filmkomödie mit Michael Douglas und Annete Benning beantwortet diese Fragen mit eleganter Ironie. Seine Komödie erinnnert in ihren besten Momenten an die ironischen Sozialfabeln eines Frank Capra („Mr. Deeds geht in die Stadt“) und verbreitet dabei eine entspannte Atmosphäre. Die brillianten Darsteller machen den Film zum sicheren Oscar-Favoriten für das kommende Jahr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche

„Dieser sechste Film von Jean-Paul Rappenau (zuletzt „Cyrano de Bergerac“), nach dem Romanzyklus von Jean Giono entstanden, huldigt wie seine Vorlage der historisierenden Beschwörung einer besseren Welt. Die Odyssee des jungen italienischen Edelmannes Angelo (Olivier Martinez) durch die choleraverseuchte Provence, der sich 1832 auf der Flucht vor seinen Häschern in seiner besetzen Heimat aufhält und einer vornehmen Dame, Pauline (Juliette Binoche), das Leben rettet, ist alles gleichzeitig - Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) Schauburg, Casablanca (OL), Apollo (WHV)

Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-Film) UT-Kinocenter

Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1953, R: Rolf Husberg, D: Eskil Dalenius

Astrid Lindgrens Meisterdetektiv wendet seine Pfadfinderkenntnisse an, um den entführten Sohn eines Wissenschaftlers zu finden. Zweite Folge der Serie mit Kinderspielfilmen, die Schweden auch schon lange vor Pippi Langstrumpf in ganz Europa exportierte. Gondel

Knightskater – Ritter auf Rollerblades USA 1995, R: Michael Gottlieb, D: Thoman Ian Nicholas

Kinderfilm, in dem ein 14jähriger Junge aus Kalifornien vom Zauberer Merlin ins Mittelalter geholt wird, um mit Walkman und Turnschuhen das Königreich Camelot vor dem bösen Lord Belasco zu retten. UFA-Stern

Lotta zieht um Schweden 1993, R: Johanna Hald

Noch ein Kinderfilm aus Schweden, der auf einem Roman von Astrid Lindgren basiert. Diesmal wird von den Abenteuern der fünfjährigen Lotta erzählt. Schauburg

Max & Moritz – die Trickfilmparade Deutschland 1960, R: John Halas, Erzähler: Heinz Rühmann, Theo Lingen

„Episoden aus Geschichten von Wilhelm Busch, mit den berühmten Streichen von Max und Moritz im Mittelpunkt. Ein nicht sonderlich origineller Zeichentrickfilm, der die Phantasieentfaltung jugendlicher Zuschauer durch die überzogene Erzählweise von Heinz Rühmann und Theo Lingen nicht gerade fördert.“ (Rowohlt Film Lexikon) UFA-Palast

Mona Lisa Großbritannien 1986, R: Neil Jordan, D: Bob Hoskins, Cathy Tyson /Originalfassung ohne Untertitel

„George, ein bulliger kleiner Ganove, kommt nach sieben Jahren aus dem Knast. Das Wiedersehen mit Frau und Tochter ist deprimierend; sein arrivierter Boß speist ihn mit einem miesen Auftrag ab: George darf fortan das Luxus-Callgirl Simone umd Pornokassetten durch London fahren. Zunächst verabscheut er Simone, bald wird sie für ihn jedoch so faszinierend geheimnissvoll wie die Mona Lisa in seinem altmodischen Lieblingslied, das Nat King Cole in den fünfziger Jahren sang. Neil Jordan inszenierte aus realistischen Datails ein stilisiertes , fast surreal glitzerndes Unterwelt-London. Bob Hoskins erhielt in Cannes den Darstellerpreis.“ (taz) Kino 46

Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson

„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast (OF)

Mortal Kombat USA 1995, R: Paul Anderson, D: Christopher Lambert, Robin Shou

„Videospiele als Filme: Das würde eigentlich die Gelegenheit bieten, das Kino der Schaulust, an das die spektakulären Verpackungsillustrationen erinnern, wiederzuentdecken; eine Art Kino, in dem man meint, einen Jahrmarkt zu betreten, mit dem Versprechen, seine Unschuld wiederzuerlangen. Doch der junge englische Regisseur kommt hier mit den unendlich vielen Kampfszenen nicht zurecht. Weil er zu sehr aufs Tempo drückt und die Figuren keinen Charme, keinen Glamour und kein Geheimnis haben, entsteht kein Rhythmus und keine Spannung, nur eine Monotonie der Action-Höhepunkte. Irgendwann achtet man gar nicht mehr auf die Keilereien, sondern trauert all den Möglichkeiten nach, die die Sets und Kostüme geboten hätten. Man wünscht sich einen eigenen Joystick, um das Spiel neu zu spielen.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Ufa-Stern

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Agenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Gondel

Nils Holgerssons wunderbare Reise Schweden 1962, R: Kenne Fant, D: Max von Sydow, Sven Lundberg

„Die märchenhafte Reise eines kleine schwedischen Jungen, der auf dem Rücken eines Gänserichs über die weite Heimat fliegt. Ein auf seine Weise großartiges Epos der Liebe zu Land, Tieren und Menschen, nach dem klassischen Kinderbuch von Selma Lagerlöf.“ (Rowohlt Filmlexikon) Atlantis

Nine Months USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore

„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Ufa-Palast (OF), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret

„Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“ (Der Spiegel) Atelier und Muwi (OL)

Reisen in ferne Länder und Welten

Eine Vorstellung mit den bewegten Bildern einer Laterna Magica, mit der solche Fundstücke wie „Der Lauf der Gestirne“ (um 1850) oder „Eine Blüte in polarisiertem Licht“ (um 1880) gezeigt werden. Das etwa drei Stunden lange Programm besteht außerdem aus Filmen aus der Zeit derJahrhundertwende, die Polarexpeditionen zum Inhalt haben. Kino 46

Sabrina USA 1995, R: Sydney Pollack, D: Harrison Ford, Julia Ormond

„Der Regisseur hält seine Komödie meisterlich in der Schwebe. Er spielt mit der Form, ohne das Märchen zu verletzten. Pollacks Dreh ist, daß wir am Ende nicht an dem Märchen zweifeln, sondern an unserer Abgebrühtheit. Damit ist seine „Sabrina“ auch eine Verbeugung vor Altmeister Billy Wilder, der das Märchen erfand, und dem Hollywood der fünfziger Jahre, das es ermöglichte.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Der schwebende Schritt des Storches Griechenland 1991, R: Theo Angelopoulos D: Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau

Keiner kann wie Angelopoulos, der Virtouse des Schlechten Wetters, unwirtliche Filmwelten schaffen, in denen es scheinbar auf ewig naßkalt, grau und karg bleiben muß. Hier ist seine Zwischenwelt in einem schäbigen Städtchen an der griechisch-türkisch-bulgarischen Grenze angesiedelt. Ein Fernsehjournalist glaubt in einem der Asylanten, die hier auf ihre Reiseerlaubnis warten, eine Politiker zu erkennen, der vor Jahren auf spektakuläre Weise verschwunden ist. Mit meditativen Einstellungen schafft Angelopoulos eine tragisch phantastische Filmwelt, in der alle Utopien und Hoffnungen begraben sind, und nur poetische Bilder Trost bringen: von grauen Flußufern, nächtlichen Autobahnen oder Männern in gelben Arbeitsanzügen, die Telefonleitungen reparieren. (hip) Kino 46

Showgirls USA 1995, R: Paul Verhoeven, D: Elisabeth Berkley, Kyle MacLachlan

„Ich glaube, es kommen wieder neue goldene Zeiten für die Liebhaber von sauschlechten Filmen. „Showgirls“ hat etwa alles, um ein Klassiker der Stinker zu werden: Sex, viel sinnlos verpulvertes Geld und eine absolut hirnrissige Geschichte. Was will man mehr? Ich würde ihn jede Samstagnacht in den kleinen Kultkinos laufen lassen, die früher jahrelang „Plan 9 from Outer Space“ zeigten. Da wäre er ein großer Renner.“ (John Waters) City und UT-Kino

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. “ (World Premiere) Cinema, City, UT-Kino, Casablanca (OL), Apollo (WHV) und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel

„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken.“ (epd-film) Atelier

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Apollo (WHV), Ufa-Stern

To Wong Foo ... USA 1995, R: Beeban Kidron, D: Wesley Snipes, Patrick Swayze

„Drei Tunten auf einer Reise durchs Land stranden in einem Kuhdorf. Klingt das nicht irgendwie bekannt? Obwohl die Reise hier von New York nach Los Angeles geht und das Vehikel ein Cadillac Convertible ist, bleibt dies eine schamlose Kopie von „Priscilla“, allerdings fehlen all die Szenen, in denen die Tunten sich mit ihrer Homosexualität auseinandersetzten. Von Spielbergs Amblin Entertainmant ist dies eine Komödie auf niedrigstem Niveau für alle engstirnigen Amerikaner, die Männer in Fummel vielleicht noch witzig finden, aber mit Schwulen nun wirklich nichts zu tun haben wollen.“ (Time Out) City

Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch

„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. Die Protokolle des psychiatrischen Verhörs sind erhalten; sie dienten als Basis für ein packendes Duell in Worten und Gesten, dessen Dramaturgie keineswegs auf einen vordergründigen Thesenbeweis zielt, sondern die Komplexität des Falles und der Charaktere bewahrt.“ (tip) Atlantis, Modernes

Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri

Was passieren kann, wenn eine Reihe von „üblichen Verdächtigen“ anläßlich einer Gegenüberstellung in einer New Yorker Polizeiwache zusammentreffen, erzählt dieser labyrinthische Thriller, bei dem weder die Polizisten noch die Kriminellen und am wenigsten der Zuschauer durchschauen kann, wer gerade wen durch Lügen manipuliert. In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Er baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal viel vorsichtiger beging und dies später als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. Dies ist einer der besten Kriminalfilme der letzten Jahre - mit einer fatalistisch, düsteren Atmosphäre, die an die besten Zeiten des Film noir erinnert und einer hochkarätigen Besetzung, bei der Schauspieler wie Gabriel Byrne, Stephen Baldwin und Chazz Palmeri darum wetteifern, wer der hartgesottenste Gauner im ganzen Genre ist. (hip) Filmstudio, UFA-Stern

Waiting To Exhale – Warten auf Mr. Right USA 1995, R: Forest Whitaker, D: Whitney Houston, Angela Bassett, Loretta Devine

„Die Geschichte der vier schwarzen Mittelklasse-Ladys, die ihre Zeit mit der Suche nach dem Mann ihres Lebens verplempern, könnte einen Einschnitt in der Filmgeschichte markieren: Erstmals pilgern schwarze Amerikanerinnen massenhaft in einen speziell für sie inszenierten Schmachtfetzen. Immerhin scheint der Film ihren Witz und ihren Alltag abzubilden – wie die erfolgreiche Romanvorlage „Endlich ausatmen“ von Terry McMillan. Ob das in Reklameästethik schwelgende Märchen vom Damenquartett beim Rest der Welt ankommen wird, ist allerdings trotz Starbesetzung - Whitney Houston und Angela Bassett - eher fraglich.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast