■ SURFBRETT
: Puttin' on the Fritz ...

Die meisten Fernseh- und Rundfunksender sind heute mit einer Homepage im World Wide Web vertreten. Aber nur die wenigsten scheinen begriffen zu haben, daß sie es hier mit einem völlig anderen Medium zu tun haben, das zwar ungeahnte Möglichkeiten bietet – aber nur dann, wenn man das Ganze sowohl inhaltlich als auch grafisch entsprechend gestaltet. Und so wird aus der Homepage mancher Radiostation nur die Fortsetzung des Dudelfunks mit anderen Mitteln.

Ganz anders bei Fritz, dem zur Kultwelle avancierten Jugendsender des ORB in Potsdam. Unter http://www.Fritz.de versucht Lutz Schramm, Musikredakteur und Web-Head, dort weiterzumachen, wo das Medium Rundfunk seine Grenzen hat. Die Fritz-Literaturtips zum Nachlesen, Links auf HörerInnen-Homepages, Lehmanns „Umwälzpumpe“ und Neuigkeiten. Wer noch nicht soviel Erfahrung im Surfen hat, kann sich auf Lutz' persönlicher Bookmark-Seite ein paar höchst aktuelle URLs holen.

Ein Highlight der besonderen Art sind darunter die „Puttin' on the Fritz“-Seiten von Trevor Wilson, der in seiner gleichnamigen englischprachigen Sendung (immer sonntags um 18 Uhr) auch schon mal bei den Verkehrsmeldungen vor „lunatic BMW-drivers“ warnt. Nun reicht er im Web über den bloß regionalen Hörerkreis hinaus. Trockener, bitterböser britischer Humor vom Feinsten – wer „Lipstick on the collar“ und Monty Python mag, wird auch von Trevors Pages begeistert sein. Da wird erklärt, was ein „Cybertransvestite“ ist, und wer auf „Boys“ klickt, findet sich in „Wally's World of Wackiness“ wieder, der von einem wirklich hervorragenden Comiczeichner gestalteten Behausung eines Cybernauten.

Ein Klick auf „Girls“ führt geradewegs zu „Interannet“, die gerade vor dem Monitor sitzt. Viele der auf den Zeichnungen scheinbar zufällig herumliegenden Gegenstände können angeklickt werden. Sie führen zu weiteren Seiten. Interannets Midi-Keyboard zum Beispiel holt Interviews, Musik und Kuriositäten aus der wilden und wunderbaren Welt der Musikszene herbei. Ein MPEG-Player kann bei Bedarf gleich per Link heruntergeladen werden, und so kann man sich, Soundkarte vorausgesetzt, Edwyn Collins „A Girl Like You“ und das Interview gleich online anhören.

Trevors persönliche Top 75 sind wie seine Musikauswahl, wenn er den „Nightflight“ moderiert, die Sendung für Webaholics und Taxifahrer zu adäquater Stunde: völlig neben dem Mainstream. Dieter Grönling