Giftige Spritztouren der Bahn gehen weiter

■ Greenpeace protestiert gegen Einsatz von Bayer-Pestizid auf deutschen Gleisen

Frankfurt/Main (taz) – Die Zentrale der Deutschen Bahn AG in Frankfurt war gestern das Ziel von Greenpeace. Mit jährlich etwa 200 Tonnen des gefährlichen Pestizids Diuron bekämpft die Bahn das Grün in deutschen Gleisbetten. Der Giftstoff kann laut der amerikanischen Umweltbehörde EPA Geburtsschäden hervorrufen.

„Tonnenweise mit Gift beladene Wagen fahren die Gleise entlang und sprühen“, sagte Svenja Koch von Greenpeace. An etwa hundert Stellen sei das Totalherbizid Diuron im Grundwasser gefunden worden. Ende März muß die Biologische Bundesanstalt über eine erneute Genehmigung für Diuron auf deutschen Gleisen entscheiden.

Greenpeace-AktivistInnen forderten ein Gespräch mit dem Vorstand, um ein Bahnticket in die Schweiz zu überreichen. Anders als die Bundesrepublik, so der Wasserexperte von Greenpeace, Jörg Naumann, verzichte die Schweiz auf den Einsatz von Diuron. Mit Heißdampf und dem Blattpestizid Glyphosat sei dort der jährliche Gifteinsatz auf 600 Gramm pro Streckenkilometer reduziert, im Gegensatz zu zwei Kilogramm in der BRD. Der Einsatz von Giftstoffen soll langfristig vollständig durch eine mechanische Gleispflege ersetzt werden, fordert Greenpeace. Dies sei bei einer Berücksichtung der Umweltkosten keineswegs teurer.

Die Deutsche Bahn bestritt in der vergangenen Woche, beim Einsatz von Diuron die gesetzlichen Grenzwerte von 0,1 Mikrogramm pro Liter im Grundwasser überschritten zu haben. Nach Angaben von Greenpeace belegt jedoch ein von der Bahn in Auftrag gegebenes Gutachten, daß die 1,2 Mikrogramm Diuron im Leverkusener Grundwasser auf Spritztouren der Bahn zurückzuführen seien. Die Bahn, so Jörg Naumann, halte den Umweltorganisationen Informationen vor und beteilige sie nicht an den Expertenrunden. Die Bayer AG, eine der Hauptproduzentinnen von Diuron, hat in der vergangenen Woche die Absicht geäußert, im Bereich der Kleinanwender Diuron in den nächsten drei Jahren durch andere Mittel zu ersetzten. Nach Angaben von Greenpeace erzielt Bayer im Haus- und Kleingartenbereich ungefähr zehn Prozent des Gewinnes der Diuronproduktion. Bei der Gleispflege will Bayer an der Herstellung festhalten, da dies „die einzige praktikable Lösung“ sei, um die Sicherheit des Schienenverkehrs zu gewährleisten. ari