Sechs Mark pro Auto

■ Wieviel der Senat für jede Fahrt durch den Hemelinger Tunnel ausgeben will / Stackkamp-Trasse kaum billiger

Runde 600 Millionen Mark soll der Hemelinger Tunnel kosten, den der Senat jetzt im Paket mit den neuen Messehallen und der Straßenbahnlinie 4 bauen will. Die Summe ist im Vergleich mit allen anderen Projekten, über die in Bremen in den vergangenen Jahren nachgedacht worden ist, so gewaltig, daß sie kaum in eine sinnvolle Relation gesetzt werden kann. Eine einfache Rechnung macht jedoch deutlich, wie teuer Bremens SteuerzahlerInnen jedes einzelne Auto kommen wird, das irgendwann einmal den Hemelinger Tunnel passiert: fast sechs Mark. Kein Autofahrer wäre bereit, diese Summe als Maut zu entrichten.

Da Bremen bereits hochverschuldet ist, erhöhen die Baukosten von 600 Millionen Mark in vollem Umfang die Staatsschuld. Bei knapp kalkulierten sechs Prozent Zinsen macht das eine jährliche Belastung von 36 Millionen Mark, täglich also runde 100.000 Mark. Aus den umfangreichen Berechnungen des Bausenators für den Senat geht hervor, daß ab dem Jahr 2005 beim Hemelinger Tunnel mit einem durchschnittlichen Aufkommen von 18.000 Fahrzeugen am Tag zu rechnen ist. 100.000 Mark tägliche Kosten geteilt durch 18.000 Fahrzeuge ergibt den durchschnittlichen Preis von 5,55 Mark pro Tunnel-Durchfahrt. Dazu kommen noch die Unterhaltungskosten des Bauwerks, die mit rund zwei Millionen Mark im Jahr angesichts dieser Summen jedoch kaum noch ins Gewicht fallen.

Die von den Fraktionsvorsitzenden Christian Weber (SPD) und Ronald-Mike Neumeyer (CDU) inzwischen wieder ins Spiel gebrachte „Stackkamp-Trasse“ ist demgegenüber als Alternative kaum günstiger. Zwar lägen die reinen Baukosten mit rund 300 Millionen Mark ungefähr bei der Hälfte des Tunnels.

Dafür würde die Stackkamp-Trasse nach den Berechnungen der Verkehrsexperten im Bauressort allerdings auch nur von durchschnittlich 9.400 Fahrzeugen am Tag genutzt. Denn alle Autos, die aus der Innenstadt in die Hemelinger Gewerbegebiete wollen, würden die Stackkamp-Trasse nicht nutzen. Am Ende würde jedes Auto auf der Stackkamp-Trasse mit stolzen 5,32 Mark zu Buche schlagen, gerade mal 23 Pfennige weniger als beim Tunnel.

Mit einem ähnlichen Rechenergebnis hatte Bausenator Bernt Schulte am Dienstag auch den Senat überrascht. Die 40seitige Vorlage enthält zudem eine Auflistung zahlreicher Gründe gegen einen Abschied vom Hemelinger Tunnel. Zwischen 15 und 20 Millionen Mark seien bereits in dessen Planung geflossen, mit dem Bau könne 1998 begonnen werden, mit dem Bau der Stackkamp-Trasse selbst ohne die zu befürchtenden Gerichtsverfahren dagegen nicht vor 2001. Und überhaupt sei der Tunnel nach der jahrelangen Diskussion das einzige Verkehrsprojekt, das bei „Industrie, Wirtschaft und Bevölkerung Hemelingens weitestgehend konsensfähig“ sei. Ase