Geldautomat spuckt Sozialhilfe aus

■ Ein Pilotprojekt in Kreuzberg soll Sozialhilfeempfängern den monatlichen Gang zum Sozialamt ersparen. Billigstes und sicherstes Verfahren in Deutschland

Kein Schlangestehen an der Kasse mehr, nur noch Karte reinstecken, und der Automat spuckt das Geld aus. Den Bankkunden längst vertraut, soll dieses Verfahren künftig auch in die Berliner Sozialämter einziehen. Um den etwa 17.500 Sozialhilfeempfängern im Bezirk Kreuzberg den allmonatlichen Gang zu erleichtern, wird am 1. Februar für sechs Monate ein „Sozialhilfe-Automat“ testweise im Amt an der Yorckstraße aufgestellt. „Damit entzerren wir den ganzen Ablauf, und die betroffenen Bürger sind nicht mehr an die üblichen Kassenstunden gebunden“, sagt Wulf-Jürgen Peter, Finanz- und Wirtschaftsstadtrat im Kreuzberger Bezirksamt.

Während der Testphase wird nur ein Teil der Kreuzberger Sozialhilfeempfänger in das Projekt eingebunden sein. Anstelle eines Auszahlungsbelegs erhalten diese eine entsprechend programmierte Chipkarte vom Sachbearbeiter. Die Karte hat lediglich einen Magnetstreifen und eine Kartennummer. Per Geheimzahl bekommen die Sozialhilfeempfänger am videoüberwachten Automaten das ihnen zustehende Geld. „Die Höhe des Betrages wird durch die Verbindung des Automaten mit dem Computernetzwerk des Bezirksamtes ermittelt“, sagt Peter. Die Karte werde einbehalten, gelöscht und wieder neu scharfgemacht.

Während der Testphase wird der Geldautomat von der Firma „Neue Geldzahlmaschinen“ (NGZ) aus Dahlewitz in Brandenburg kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie hatte den Automaten in Verbindung mit einem Teil der vorhandenen Software im Bezirksamt entwickelt. Ein Gerät kostet nach Angaben des Unternehmens ungefähr 60.000 bis 70.000 Mark. „Wir rechnen damit, daß sich die Anschaffung spätestens nach zwei Jahren amortisiert hat“, sagt Stefan Pfau, Leiter des Zahlungsverkehrs an der Bezirkskasse Kreuzberg.

„Alle schielen jetzt auf das Projekt in Berlin“, meint Stadtrat Peter. Es gebe zwar in einigen deutschen Städten bereits ähnliche Automaten, aber alle Verfahren seien kostspieliger und nicht manipulationssicher. In Kreuzberg gebe es diverse Maßnahmen, die jeglichen Betrug verhinderten, sagt Peter. Durch die ausgeklügelte Computersoftware könne jederzeit überprüft werden, ob die Chipkarte bereits im Automaten sei oder sich beim Sachbearbeiter befinde. „Da kann keiner kommen, er habe sie verlegt.“

Für die „Sozialhilfe aus dem Automaten“ sprächen neben der Sicherheit – zum Beispiel werde es an der Kasse nicht mehr zu Fehlbeträgen durch Irrtümer kommen – auch die Personalkosteneinsparungen und der geringere Papierkram, sagt Pfau. Ob der Automat das hält, was er verspricht, und von der Bevölkerung angenommen wird, soll sich ab Februar zeigen. Möglicherweise ziehen nach erfolgreichem Start auch andere Bezirksämter nach. Imke Hendrich/dpa