Unterm Strich

Voll in die Bresche geworfen hat sich noch einmal der scheidende Berliner Kultursenator Roloff-Momin. Nachdem das „lautbunte Mammutvergnügen“ (dpa) Love Parade wegen der erwarteteten Rekordzahl von 600.000 BesucherInnen im Sommer diesen Jahres erstmals nicht auf dem Kurfürstendamm, sondern Unter den Linden stattfinden sollte, was aber Proteste der dort eingenisteten Ladenbesitzer nach sich zog (wissen wohl gar nicht, was gut ist für's Geschäft, diese Drögheimer), hat Roloff-Momin sich ganz im Sinne unseres heutigen Aufmachers für die „politische Demonstration in der Sprache der Jugendkultur der 90er Jahre“ ausgesprochen (das werden wir natürlich vermissen, diese Wortgewandtheit, diese weißweintrockene Formulierungskunst ...). Für das, was Roloff- Momin damit meint, hat DJ Westbam jetzt sogar den Kulturpreis der BZ (von vielen Balinern statt Bild gelesen) bekommen. Geehrt wurde in diesem Jahr kreuz und quer durch High und Low und alle anderen Geschlechter, von Hilde Knef über Peter Stein, Mario Adorf und Vivienne Westwood bis hin zum gesamten Rat der Künste, dem 150 Berliner Kulturinstitutionen angehören.

Madonna, die ja wieder dreht (als Evita Peron in dem frei nach Lloyd-Webber „Evita“ betitelten Film), ist in Gefahr. Die argentinische Regierung hat nach Zeitungsberichten die Bewachung Madonnas verstärkt, die sich seit vergangenem Samstag in Buenos Aires auf den Drehbeginn vorbereitet. Der Geheimdienst befürchte, so die Zeitung Clarin, daß sowohl Rechtsperonisten als auch Ultralinke Madonna attackieren könnten, um öffentlich ihre Ablehnung des „Evita“-Projekts auszudrücken (es geht offenbar darum, daß sowohl Rechte als auch Linke die Frau von Präsident Juan Domingo Peron auch heute noch als Nationalheilige verehren). Die Sicherheitsexperten rechnen zwar nicht mit einem schwerwiegenden

Anschlag, aber schon Eierwürfe könnten das gewünschte internationale Aufsehen erregen. Angeblich will Regisseur Alan Parker jetzt nach Budapest ausweichen, wo die Akotas- Straße gegenüber dem Parlamentsgebäude in einen argentinischen Boulevard verwandelt werden soll. Wenn das mal den Ungarn schmeckt ...

Eiserne Regel: Nach jeder Madonna-Meldung eine Michael-Jackson-Meldung. Und hier ist sie! Michael, so berichtet dpa, soll im New Yorker Fashion-Café aufgetaucht sein, und zwar einfach so! Augenzeugen berichten von einer Skimütze, einem Schal vor dem Gesicht, einem schwarzen Kapuzenparka und einer verspiegelten Sonnenbrille, die er jedoch im Restaurant abgenommen habe. „Michael sagte zu jedem ,hallo‘ und ,danke‘, berichtet ein Kellner. Dann verschwand er wieder, ohne sich hingesetzt zu haben, offene Münder hinterlassend.

Platinene Regel: Wenn auf eine Madonna- Meldung eine Michael-Jackson-Meldung folgt, muß zwingend im angemessenen Abstand eine proportional in etwa gleichwertige Bruce- Springsteen-Meldung folgen, ansonsten gehe nicht über Los ... also: Er kommt unplugged nach Germany, und zwar schon demnächst und sogar nach Dresden (und tief durchatmen).

Kaum hat Günter Grass angekündigt, wegen gesuchter Nähe zu Thomas Mann und Willy Brandt nach Lübeck ziehen zu wollen, da hat er — zack! — auch schon den diesjährigen Thomas-Mann-Preis der Hansestadt gekriegt (15.000 Mark).

Das alljährliche Karl-May-Fest wird im kommenden Juli erstmals in Berlin gefeiert. Anlaß für den Event, zu dem über 500 May- Addicts erwartet werden, ist das 50jährige Jubiläum von Atze Brauners „CCC-Film“, die für die berüchtigten Verfilmungen der Sechziger (ganze 17 an der Zahl) verantwortlich zeichnet. Heute natürlich das reine Easy Looking.