Atomritt am Vulkan

■ Indonesien bestätigt Plan zum Bau eines AKW auf dem Berg Muria

Berlin (taz) – Indonesien will ernsthaft ein 1.800-Megawatt-starkes Atomkraftwerk am Vulkan Muria bauen. Nach einer Meldung der Financial Times und AFX News in Djakarta hat Präsident Suharto vorgestern den Auftrag für die Erstellung genauer Pläne gegeben. Das Projekt an dem Berg der zentralen Gebirgskette auf der dichtbevölkerten Insel Java ruft schon seit Jahren die Kritik aller möglichen Experten hervor: Indonesien hat reiche Reserven an Gas und Kohle, das Potential an alternativen Energien wie Sonne und Erdwärme ist nicht einmal ansatzweise erschlossen.

Örtliche Geologen wiederum bezeichnen den Standort an einem inaktiven Vulkan als russisches Roulette. Die indonesische Atombehörde Batan bleibt kühl – schließlich sei der Vulkan schon seit 340.000 Jahren nicht mehr ausgebrochen.

Federführend bei dem AKW ist bisher die Atomic Energy of Canada. Auch ein Joint-venture von Westinghouse (USA) und einer Mitsubishi-Tochter hat Interesse bekundet. Die ersten Versionen der Bauplänne sollen im Juli an die Indonesier übergeben werden. Der Bau selbst soll dann 1998 oder 1999 beginnen.

Eine öffentliche Debatte oder gar Kontrolle der Planungsunterlagen sei unter der Regierung Suharto praktisch nicht möglich, kritisieren Umweltschützer. Eine unabhängige Behörde zur Überwachung von Atomanlagen gibt es ebenfalls nicht. Das letzte Wort, bevor die Milliarden für das AKW fließen, hat aber, wie immer in Indonesien, Präsident Suharto. Reiner Metzger