Scharping an die Elbe

■ Elste-Nachfolge: Stapelfeldt wird's, wenn Hackmann nicht doch noch will

Droht der Hamburger SPD eine Scharpingisierung? Dorothee Stapelfeldt ist derzeit die aussichtsreichste Kandidatin für den Fraktionsvorsitz im Rathaus. Der Parteivorsitzende Jörg Kuhbier ist ebenso auf Stapelfeldts Seite wie Bürgermeister Henning Voscherau. Wenn deren Zirkel mitziehen, läßt sich die Wahl der Eimsbüttelerin am Montag abend als Nachfolgerin des zur Hamburger Hochbahn wechselnden Günter Elste kaum noch verhindern.

Da sei man Rudolf Scharping auf Bundesebene gerade losgeworden, jetzt drohe eine „Dorothee Scharping“ an der Elbe, feixt man derzeit in der SPD. Der Lieblingskandidat vieler SPD-Linken, Walter Zuckerer, wird es dagegen schwer haben. Zwar ist er pfiffig und könnte es rhetorisch durchaus mit dem GAL-Zugpferd Krista Sager und CDU-Sunny Ole von Beust aufnehmen. Doch ihm fehlt höchstwahrscheinlich Rückhalt, falls der „Övelgönner Kreis“ (SPD-linksdrehend) sich am Wochenende nicht doch noch auf einen gemeinsamen linken Kandidaten einigt und die Wahl auf ihn fällt. Bleiben die Linken zerstritten, wird es sowohl beim Vorsitz als auch bei den StellvertreterInnen ein Hauen und Stechen geben. Für die zweite Reihe kandidieren Jan Ehlers – bisher Vize, der gerne Elstes Erbe antreten würde – und Günter Frank.

Einer könnte der Wahl am Montag noch den Knalleffekt verleihen: Ex-Innensenator Werner Hackmann. Der hatte zwar eine Kandidatur abgelehnt, weil er sich auf seinen Job als Geschäftsführer bei einem privaten Wachdienst konzentrieren wolle. Doch die Ablehnungsbekundungen sind in den letzten Tagen immer leiser geworden. Viele Sozis schließen deshalb nicht mehr aus, daß er im letzten Augenblick, womöglich erst am Montag, doch noch antreten könnte. Hackmann dürfte dann das Rennen machen; er ist der Flügel-Kompromiß-Kandidat. Damit wäre dann auch die alte Tradition – Rathaus-Chef ein SPD-Rechter und als Stellvertreter je einer von links und rechts – gewahrt. Silke Mertins