■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Wer zu viel plaudert, ... fliegt
„Wird Galla in den USA verhaftet“, spekulierte der CDU-nahe Weser-Report am 13. Dezember. Wenig später wurde der verantwortliche Redakteur gefeuert. Er hatte zu viel ausgeplaudert. „Die heißeste Spur führt nach Florida“, enthüllte er. In der Tat hatte die Staatsanwaltschaft dort ein Rechtshilfegesuchs gestellt – die Behörde geht derzeit selbst den Hinweisen aus den entlegensten Winkeln der Welt nach. Das wußte auch der Weser-Report-Redakteur. Seine Informanten hatten ihn allerdings zum Schweigen verdonnert. Sein Chef wollte die Story trotzdem. „Du schreibst die Geschichte, sonst schreibst Du hier nie wieder“, soll er den Redakteur angeherrscht haben. Der tat wie ihm befohlen und schmückte die Geschichte nach Weser-Report-Manier noch etwas aus: „Gerüchteküche – es gab sogar eine Galla-Leiche. Galla wurde umgebracht. Seine Leiche im Meer versenkt. Grund: Galla soll in Waffengeschäfte mit der Russenmafia verstrickt gewesen sein ... Doch auch hier stellte sich raus. Jemand wollte sich wichtig machen.“
Daß er sich wichtig machen wollte, mußte sich der Redakteur sodann auch von seinen Informaten vorwerfen lassen. Erzählen wollten sie ihm nichts mehr. Auch Staatsanwaltschaft und Polizei waren sauer: Durch den Artikel seien die Ermittlungen gestört. Der Redakteur entschuldigte sich schriftlich bei den Informanten und dem Polizeipräsidenten: Er habe keine Wahl gehabt, sein Chef hätte ihn gezwungen. Der Brief soll einigen CDU-Abgeordneten in die Hände gefallen und so auf dem Schreibtisch des Weser-Report-Chefs gelandet sein. Der fühlte sich verraten und feuerte den Redakteur fristlos. Der Journalist will jetzt gegen die Kündigung klagen. Der Brief wäre nämlich höchstens eine Abmahnung wert gewesen. Der Redakteur stand beim CDU-Blatt allerdings schon länger auf der Abschußliste. Im September hatte er über die Entlassungswelle im Bremer CDU-Haus berichtet. CDU-Chef Ronald-Mike Neumeyer soll sich sofort beim Verleger des Weser-Reports beschwert haben. Der Redakteur wurde zum Verleger (der seiner Redaktion nach eigenem Bekunden nie reinredet) zitiert und zusammengefaltet. Seitdem soll der Verleger nur auf eine Gelegenheit gewartet haben, sich des Redakteurs zu entledigen.
Übrigens: Daß Galla in Florida ist, hat sich – nach neusten Ermittlungen – als Zeitungsente herausgestellt... Ihre
Rosi Roland
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