Dürftige Hintergründe, hilfreiche Tips

■ Das „Reiseland Costa Rica“ aus der edition aragón

Seitdem Costa Rica auch für deutschsprachige Urlauber ein beliebtes Reiseziel und der Tourismus zur zweitwichtigsten Einnahmequelle geworden ist, sind in Deutschland mindestens sechs Reiseführer über das mittelamerikanische Land erschienen. Die edition aragón hat sich einen Namen bei Reiseführern für Individualtouristen gemacht. Der Fernreisende nach Taiwan, Vietnam oder Iran wird durch das Verlagsprogramm ebenso bedient wie der Städtereisende nach Vancouver oder der Pauschaltourist an der bulgarischen Schwarzmeerküste.

Der Band „Reiseland Costa Rica“ von Andreas Drouve ist handlich, umfassend und liefert detaillierte Routenbeschreibungen. Sympathisch ist die Idee des Autors, im zweiten und wichtigsten Teil seines Buches die touristischen Informationen durch Auszüge aus seinem privaten Reisetagebuch aufzulockern. Drouve entschied sich, im Gegensatz zu anderen Costa-Rica-Reiseführern, für die sinnvolle Gliederung in sieben Kapitel, die den Provinzen des Landes entsprechen. Eine Gliederung in Nationalparks und Reservate sprengt den Rahmen eines handlichen Reiseführers.

Der einleitende, erste Teil zu Geschichte, Wirtschaft und vor allem Kultur hätte etwas ausführlicher ausfallen können. Der interessierte Leser vermißt Angaben zur aktuellen Politik und sozialen Situation, zumal sich seit 1994 die Negativmeldungen über Costa Rica in der deutschen Presse häufen. Und die oberflächlichen Berichte über das Geiseldrama ist auch nicht gerade geeignet, der kleinen Nation zumindest eine faire Darstellung einzuräumen.

Natürlich dürfen in einem dreiseitigen Abriß über die Literatur des Landes die wichtigsten Namen (Alberto Cañas, Alfonso Chase) ebensowenig fehlen wie die wichtigsten Neuerscheinungen der neunziger Jahre. Schließlich verfügt das Land auch heute noch über eine blühende und sehr interessante Literaturszene. Die Werke der ambitionierten jungen Autorinnen und Autoren (Rodrigo Soto, Tatiana Lobo) unterscheiden sich grundlegend von denen ihrer KollegInnen in Nicaragua, El Salvador oder Guatemala. Drouve hätte sich nur die Mühe machen müssen, die entsprechenden Leute zu kontaktieren bei Verlagen in der Hauptstadt San José oder im Umfeld der Uni in San Pedro.

Entschädigt wird der Leser jedoch durch den umfassenden dritten Teil mit dem Titel „Costa Rica von A-Z“. Die alphabetischen Reisetips sind hilfreich für den auf eigene Faust reisenden Touristen. Ob er Informationen zu Hotel-, Touren- und Flugbuchungen, Angaben zu Spanischkursen an der Pazifikküste oder ganz einfach nützliche Telefonnummern sucht – fast immer kann er sich auf Drouves Fleißarbeit verlassen.

Unter „Autoverleih“ vermißt der Leser jedoch Informationen über Firmen, die im Schadensfall keine Eigenbeteiligung erheben. Drouve verschweigt, daß die von ihm genannten meist internationalen Agenturen schon bei kleineren Schäden bis zu 1.000 US-Dollar vom Mieter erheben. Befremdend sind zudem die Angaben zu den hauptstädtischen Hotels. Als preisgünstige Alternative hätte Drouve auf die aus dem Boden sprießenden „Bed & Breakfast“-Pensionen verweisen können, die den kleinen Geldbeutel eines Rucksacktouristen nicht überstrapazieren. Dies hätte ihm den peinlichen Hinweis auf zwei stadtbekannte Stundenhotels erspart. Klaus Jetz

Andreas Drouve: „Reiseland Costa Rica“, edition aragón, Moers 1995, 308 Seiten, 29,80 DM