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■ Berliner EnsembleDie neue Leitung steht fest

Jetzt ist's passiert, jetzt ist's heraus, und die Arbeit kann weitergehen. Das neue Leitungsteam des Berliner Ensembles, das gestern vormittag kamerabegleitet ins Foyer einmarschierte, besteht aus Martin Wuttke als Intendant, Stephan Suschke als seinem Stellvertreter und Carl Hegemann als Chefdramaturgen.

Es handelt sich offenbar um eine Hausentscheidung auf der Basis des größten Konsenses. Nicht einer der derzeit am Hause arbeitenden Regisseure, sondern der populäre 33jährige Schauspieler Martin Wuttke soll das Erbe Bertolt Brechts und Heiner Müllers verwalten und lebendig halten. Und das will er wohl auch. Dem Programm „Brecht Müller Shakespeare“ fühlt er sich ebenso verpflichtet wie der von Müller initiierten Autorenwerkstatt. Selbst Heiner Müllers Haltung zu Rolf Hochhuth hat er fast im Wortlaut übernommen: „Hochhuth ist ein wichtiger zeitgenössischer Autor. Als Immobilienhändler interessiert er mich nicht.“

Sehr sympathisch saß Martin Wuttke mit seinem für die Arturo-Ui-Rolle ausrasierten Nacken leicht übernächtigt und rauchend auf dem Podium, sagte „Ich will“ und „Ich weiß nicht“ und sagte kein einziges Mal „der Heiner“, sondern immer „Heiner Müller“. Daß der Intendant den Schauspieler in ihm „verschleißen“ könnte, fürchtet er auch, doch ist er entschlossen, Verwaltungsaufgaben rigoros abzugeben. Er versteht sich vor allem als Anwalt der Sinnlichkeit gegen den „Überschuß an Kopflastigkeit“ und sagt: „Positionen, die nicht auf der Bühne ausgetragen werden können, sind Geschnatter.“

Während der in Gelsenkirchen geborene und seit drei Jahren am BE arbeitende Wuttke also auch zukünftig eher auf der Bühne zu finden sein wird, werden Stephan Suschke und Carl Hegemann in den Chefzimmern die Stellung halten. Suschke, 1958 in Weimar geboren, war zuvor der künstlerische Koordinator des Berliner Ensembles, davor Müllers Assistent und hat auch selbst schon Regie geführt. Er sagte auf der Pressekonferenz nichts, wurde aber auch nichts gefragt.

Was Hegemann betrifft, den 46jährigen Paderborner Philosophiedoktor und ehemaligen Volksbühnendramaturgen, so schlug ihm doch eine gewisse Verwunderung entgegen. Hatte er sich nicht eben erst im Bochumer Schauspielhaus bei Leander Haußmann auf einen Chefdramaturgenstuhl gesetzt? „Es gibt Situationen, denen man sich ncht entziehen kann“, antwortete er gewinnend. Schon Heiner Müller habe versucht, Hegemann ans Haus zu holen, ergänzte Wuttke, und Leander Haußmann habe ihn in einem „überaus kollegialen“ Akt freigegeben.

Nach Dieter Mann am Deutschen Theater (bis 1991) und Albert Hetterle am Maxim Gorki Theater (bis 1994) hat Berlin jetzt also wieder mal einen Schauspielerintendanten. Wenn es sein muß, wird Martin Wuttke sogar seinen Einstand als Regisseur geben und Heiner Müllers weitgehend vorbereitetes Konzept für „Germania 3“ zu Ende führen. Aller Voraussicht nach wird er auch vierter Gesellschafter des Hauses, und mit dem frischgebackenen Kultursenator Peter Radunski wurde schon verbindlich über eine Verlängerung des Vertrages der Berliner Ensemble GmbH bis Ende 2002 gesprochen. Das also wäre das. Petra Kohse

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