Kahrs' Sechser-Pack Küchenkabinett im Bildungsressort

■ Statt Hierarchien abzubauen, umgibt sich Bildungssenatorin Kahrs mit sechs neuen Stabsstellen

Nicht nur zum Schuljahresbeginn geht in der Bremer Schulverwaltung regelmäßig alles drunter und drüber. Noch in keinem einzigen Jahr hat es geklappt, den Bedarf der einzelnen Schulen an LehrerInnen genau vorherzusehen und rechtzeitig für die erforderlichen Versetzungen zu sorgen. Kein Wunder, daß die neue Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) jetzt der eingefahrenen Behörde eine „Elitetruppe“ vor die Nase gesetzt hat. Eine im Behördenjargon nur noch als „Sechser-Pack“ bezeichnete Gruppe von sechs „Stabsstellen“ soll seit November vergangenen Jahres für Überblick und Ordnung im Bildungsressort sorgen. Das erregt allerdings keine Freude in der Bildungs-Bürokratie und in der Senatskommission für das Personalwesen (SKP).

Die SKP hat nämlich auf die Einhaltung der „Grundsätze für die Organisationsstruktur und Geschäftsverteilung der Verwaltung der Freien Hansestadt Bremen“ zu achten, die noch am Ende der Ampel-Koalition verabschiedet worden waren. „Die Anzahl der Organisati-onseinheiten ist möglichst klein zu halten“, heißt es dort. Und weiter: „Für einzelne Aufgaben dürfen nicht lediglich ihres Nachweises wegen Organisationseinheiten gebildet werden, auch nicht zum Zwecke der Stellenbewertung oder als Begründung für zusätzliches Personal.“ Für die direkte Zuarbeit der Senatoren wird eine einzige Stabsstelle empfohlen.

Warum in der Bildungsbehörde statt einer einzigen gleich sechs Stabsstellen eingerichtet worden sind, hat Bildungsstaatsrat Hans-Henning Zietz in einem sechsseitigen Papier gegenüber der SKP zu rechtfertigen versucht. „Im Senatorenbüro sollen die Aufgaben der Behördenleitung geplant, aufbereitet, zur Entscheidung durch die Behördenleitung vorbereitet, zur Umsetzung ggf. an die jeweils zuständigen Organisationseinheiten weitergeleitet und deren Abarbeitung durch diese verfolgt werden“, heißt es darin. Im Klartext: Das „Sechser-Pack“ soll all das tun, was man normalerweise von der Behörde selber erwarten müßte.

Doch die Senatorin hält nach den Erfahrungen der letzten Jahre ihre Behörde offenbar für einen Moloch, der nicht von alleine anständig funktioniert. Trotzdem beklagt die SKP nun, daß im Bildungsressort viele Dinge zweimal getan werden: einmal in der nach normaler Geschäftsverteilung zuständigen Abteilung und ein zweites Mal vom „Sechser-Pack“. Auffällige Beförderungen oder gar neue Stellen waren mit dessen Bildung jedoch nicht verbunden. Die neuen „Stabsstellen“ sind an anderer Stelle eingespart worden.

Ob die neue Struktur nun zu unnötiger Doppelarbeit führt oder tatsächlich einen effektiven Beitrag zum Abbau des traditionellen Chaos in der Schulverwaltung leistet, wird sich spätestens zum nächsten Schuljahresbeginn erweisen. Bis dahin steht lediglich fest, daß sich das Bildungsressort selber unter Kahrs Amtsvorgänger Henning Scherf eigentlich das Gegenteil dessen vorgenommen hatte, was jetzt mit dem „Küchenkabinett“ geschaffen wurde. „Eine neue Behördenstruktur muß die ganzheitliche Bearbeitung von Aufgaben fördern, die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg erleichtern und Entscheidungswege verkürzen“, steht im behördeninternen „Organisationsentwicklungs-Programm“ unter dem Titel „Im Mittelpunkt steht die Schule“.

Ase