Unterm Strich

In Argentinien, wo links wie rechts sich darin einig sind, daß Madonna auf gar keinen Fall die Rolle der Evita in Allan Parkers gleichnamigen Filmepos spielen dürfen soll, ist man jetzt auf die Idee verfallen, kurzerhand mit einer inländischen Gegen-Evita herauszukommen. Der argentinische Filmproduzent Victor Bo kündigte in der Zeitung la Nacion an, der von ihm geplante Film werde die frühere First Lady Argentiniens, Eva Duarte Peron, „ohne Verdrehungen“ genau so zeigen, „wie sie wirklich war“. Offizielle Gegen-Madonna wird aller Voraussicht nach die Argentinierin Andrea Del Boca sein, die bislang in verschiedenen „Telenovelas“ zu sehen war und „mit ihrer unschuldigen, erdentrückten Art das Gegenstück zu der im allgemeinen aufreizend-provozierenden Madonna zu sein scheint“ (dpa).

Kleine Stimmen-Doku zur Wahl Martin Wuttkes zum neuen Intendanten des Berliner Ensembles, Duftnote „verhalten“: Dieter Dorn, Intendant der Münchner Kammerspiele, hält Wuttke für einen „sehr guten Schauspieler“, den er auch gern in seinem Ensemble gehabt hätte, aaaaaaaber: „Ob er auch ein Theater leiten kann“, könne er, Dorn, nicht sagen. „Ich drücke ihm jedenfalls die Daumen, daß er das Ensemble mit seiner Theaterarbeit wieder vorwärtsbringen kann“ (du mich auch, mag Wuttke da denken). Thomas Langhoff, Intendant des Deutschen Theaters, wünschte Wuttke bloß alles Gute. Peter Eschberg, Frankfurter Schauspielintendant, variierte gekonnt, indem er Wuttke „viel Glück für seine Arbeit“ wünschte, allerdings hinzufügte, die Berliner Szene habe mit Heiner Müller eine „übergroße Schutzfigur“ verloren und brauche angesichts ihrer schwierigen Lage „Frische“. Fraglich sei, „ob man dem spannenden und ungewöhnlichen Schauspieler Wuttke mit der Ernennung zum Intendanten einen Gefallen tut“. Der Neue, Berlins Kultursenator Peter Radunski, warf diplomatisch das Stichwort vom „Generationswechsel“ in die Runde. Wuttke sei kein „Gedenkstättendirektor“: „Ich bin sicher, daß diese Wahl der Bühne Bertolt Brechts und Müllers eine neue Perspektive eröffnet.“

Altregiestar Peter Stein hat indessen nicht nur den BZ-Kulturpreis des gleichnamigen Baliner Piefkeblattes gekriegt, er wird auch Schauspielprof an der Berliner Hochschule der Künste, und zwar schon ab dem Wintersemester 1996/97 und in Nachfolge Ivan Nagels. Stein, dessen Vertrag als Leiter der Salzburger Festspiele noch bis 97 läuft, wird zwölf Wochenstunden als Kompaktkurs in „Ästhetik und Theaterpraxis“ mit dem Schwerpunkt Regie anbieten. Kommentar von HdK-Präsident Olaf Schwencke: „Er möchte in Berlin gewissermaßen einen Fuß in der Tür haben.“ Stein selber freute sich gegenüber der BZ, in der Stadt, in der seit 5 Jahren keine seiner Inszenierungen gezeigt werde, nicht ganz vergessen zu sein.