Sanssouci: Vorschlag
■ Nett und traurig: G. Love and Special Sauce spielen auch Blues
Vor zwei Jahren ist die damalige Neuentdeckung G. Love mit seiner Spezialsalsa hier im Vorprogramm von Arrested Development erstmals aufgetreten. Damals war's fast ausschließlich Blues, was da von vorne kam. Gut, sie hatten einen echten Kontrabaß auf der Bühne, aber eigentlich war eine wilde, relaxte Mischung aus Rap und Blues abgemacht. Diesmal, zumal sie im Quasimodo und dann auch noch alleine auftreten, wird wohl kaum jemand den Rap vermissen. Weil es ja auch ganz hübsch ist, daß dieser jugendliche Tom Waits mit seinem weißen Hemd und seinen beiden Freunden so traurige Musik macht. Verwundert kann man sich bei G. Love and Special Sauce fragen, ob ihre Heimatstadt Philadelphia nicht doch recht nahe am Mississippi liegt. Wo sonst kriegen sie dieses sehr gelassene, bluesig Swingende her?
Nun ist G. schon 1992 nach Boston gezogen und hat dort Jimmy Prescott, den Marshmellow-Man mit dem Akustikbaß, und den Drummer Jeffrey Clemes getroffen. Wo sich vor zwei Jahren noch einige Bezüge zu Arrested Development, etwa bei „Baby's Got Sauce“ herstellen ließen, ist den Musikern jetzt mehr an der Kompatibilität zu den Blues Travellers und den Black Crows gelegen. Der G.-Love-Gesang hat dabei etwas von Selbstgesprächen, die 24 Stunden zur Selbstberuhigung vor sich hinplätschern, und nur ganz selten deliriert er in die Abgründe Tom Waitsscher Sprechversuche „when drunk“ hinein. „Coast to Coast Motel“, ihre neue Platte, hat sie dann auch wirklich an ihre Ursprünge geholt und wurde in New Orleans aufgenommen. Warum ausgerechnet das Blues-Mekka New Orleans die Band dazu brachte, weniger Blues, dafür glattere, rockigere Rhythm'n'Blues-Grooves einzumischen, ist nicht ganz verständlich. Sie selbst nennen es Ragmop und bringen damit G. Loves Bob-Marley-Vorliebe zum Ausdruck. „Coast to Coast Motel“ soll einfach noch mal daran erinnern, daß wir es hier mit reisenden Road- Movie-Soundtrackern zu tun haben. So kleine-Jungs-mäßig wie sie aussehen, wären sie früher bestimmt gerne Hobos oder schwarze Voodoo-Klangkünstler geworden. Jetzt sind sie eben umherschweifende Mundharmonika-, Baß- und Blues-Spieler geworden. Ist ja auch was Nettes. Annette Weber
G. Love and Special Sauce, heute, 22 Uhr, Quasimodo, Kantstr. 12a (Charlottenburg)
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