Fokker im Winterschlußverkauf

■ Angeblich interessieren sich viele für das Unternehmen, aber nur Samsung bestätigt - Daimler-Tochter Dasa versucht erfolglos in den asiatischen Regionalflugzeugbau einzusteigen und steigt bei Dornier aus

Berlin (taz/dpa) – Das Feilschen ist eröffnet: Der niederländische Regionalflugzeugbauer Fokker will sich trotz seines Sacks voll Schulden teuer verkaufen. „Wir haben zahlreiche Angebote erhalten, darunter auch das von Samsung“, sagte ein Fokker-Sprecher am Montag in Amsterdam. Die Angebote würden nun in aller Ruhe geprüft. Thomas Byun, Chef für Zivilflugzeuge bei der südkoreanischen Samsung Aerospace Industries Co. Ltd., sagte gestern im Wall Street Journal, sein Unternehmen sei am Kauf von Fokker oder Teilen der Firma interessiert. Demgegenüber sagte der zuständige Samsung-Abteilungsleiter Park Nam Sik am Montag in Seoul, daß Samsung nicht interessiert sei, sich bei Fokker NV (Amsterdam) einzukaufen.

Ob das Dementi Parks ernsthaft ist, oder nur den Preis drücken soll – den Südkoreanern würde Fokker gut ins Konzept passen. Denn immerhin will Samsung mit der Aviation Industries of China (AVIC) selbst ein hundertsitziges Regionalflugzeug entwickeln. Da käme das breite Know-how der Amsterdamer auf diesem Sektor wohl gerade recht – wenn auch Thomas Byun offiziell wenig Zusammenhang sieht, weil „der 100-Sitzer, den wir entwickeln werden, weit fortschrittlicher wird, als der von Fokker“. In Industriekreisen Seouls hieß es, wenn Samsung „Fokker kauft, würde die Firma den künftigen Wettbewerb mit Fokker für das 100sitzige Flugzeug verhindern“.

AVIC und Samsung suchen noch einen westlichen Partner , der mit 20 Prozent bei dem Regional- Joint-Venture einsteigt. Und siehe da: Die Daimler-Benz Aerospace (Dasa) hat von ihrem Desaster bei Fokker noch nicht die Nase voll von den kleinen Passagierflugzeugen – sie bewirbt sich um die Beteiligung. Konkurrenten sind die US- amerikanischen Riesen Boeing und McDonnel Douglas sowie Aero International Regional (AIR), ein europäisches Konsortium von englischen, italienischen und französischen Luftfahrtkonzernen. Das Projekt wird auf zwei Milliarden Dollar beziffert.

Europäer und US-Amerikaner würden gerne von Anfang an bei der sich entwickelnden asiatischen Flugzeugindustrie einen Fuß im Cockpit haben. Für Boeing dürfte das Ganze auch finanziell kein Problem darstellen. Obwohl der Weltmarktführer aus Seattle im Gegensatz zu Daimler-Benz nicht als „Technologiekonzern“ firmiert, sondern einfach Flugzeuge baut, fuhr er im letzten Jahr 700 Millionen Dollar Gewinn ein.

Daimler-Benz preist unterdessen auch seine zweite Tochter für kleinere Flugzeuge an wie Sauerbier. Die Mehrheit an der Dornier Luftfahrt GmbH soll verkauft werden. Dornier baut die 30sitzige Propellermaschine Do 328. Dasa- Chef Manfred Bischoff deutet gestern im Handelsblatt einen Bonus für Interessenten an: „Wir werden das Engagement für einen potentiellen Partner durch Übernahme von Lasten durch uns attraktiv machen“, so Bischoff. Reiner Metzger