Stille Post

Hier sah man Kritiker weinen: Auch die Hartgesottenen waren durch die Könnerschaft von Holly Cole im „Moments“ geschüttelt und gerührt. Die große Entdeckung des „Women in (E)motion“-Festivals war dabei ausgerechnet eine Ersatzfrau, die für ausgefallene Acts einspringen mußte. Mit ihrer rauchigen Altstimme kann die Kanadierin verrucht, bockig, albern oder todtraurig klingen. Vor allem kann sie zur Essenz der Songs vordringen und diese dann so authentisch interpretieren, daß jedes Wort aus ihrem Munde wahr klingt. Selbst die Songs von Tom Waits machte sie so zu ihren eigenen. Den an sich harmlosen Evergreen „Que Sera Sera“ sang Holly Cole so schräg und zweideutig, daß Doris Day vor Scham im Boden versinken würde. Beim nächsten Besuch in Bremen wird Holly Cole wohl nicht mehr in einem solch kleinen Club auftreten.

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Schon in der dritten Woche beißen sich die Bremer nun ihre Zähnchen aus am Hessenwitz von Abbuzze, der Filmklamotte des „Badesalz“-Kabaretts. Denn was das dynamische Duo (120 Verkleidungen in 96 Minuten) auftischt, sind zumeist zähe Brocken. Stets knapp unter der Gürtellinie schlagen Knebel & Nachtsheim, die „Badesalz“-Kappen, u.a. auf Kassiererinnen, kleine Kinder (eins heißt dann auch „Abbuzze“, nach dem gleichnamigen Film) und Bodybuilder ein – kurz: Nur die Wehrlosesten bekommen ihr Fett ab. Und wer das auch noch lustig findet – der trinkt wohl auch Äppelwoi mit Genuß. Heinz Schenk, eat your heart out! taz