Chancen für Olympia in Kapstadt?

Hat Kapstadts Olympiabewerbung Chancen? Diese Frage hängt auch von weiteren sportpolitischen Entwicklungen ab. Was man definitiv weiß: Die Konkurrenz um die Olympischen Spiele 2004 ist hart. Zehn Städte haben Mitte Januar ihre offizielle Bewerbung angemeldet, darunter Rio, Stockholm, Rom und Istanbul. Auch die brasilianische Metropole wird mit dem sportpolitischen Argument kommen, einem Halbkontinent zum erstenmal Olympia bescheren zu wollen. Die europäischen Bewerber Stockholm und Rom, die beide schon Spiele ausgetragen haben, gelten allgemein als Favoriten. Sie können darauf verweisen, daß seit Barcelona auch schon wieder zwölf Jahre vergangen sein werden. Und Istanbul ist gefährlich für Kapstadt, weil es die Stimmen der islamischen afrikanischen Länder im IOC auf sich ziehen könnte.

Als die deutschen Fußballer vor Weihnachten in Südafrika waren, flog auch Daimler-Vorstandsvorsitzender Jürgen Schrempp eilig ein. Es wird gemunkelt, sein Kurztrip habe der Absicht gedient, den Südafrikanern von einer Konkurrenzbewerbung gegen die deutschen WM-Absichten 2006 abzuraten und ihnen dafür die Unterstützung des einflußreichen Konzerns für Olympia anzubieten. Chris Ball, Chef des Kapstädter Bewerbungsteams, sagt zu den Chancen nur: „Unsere sind genauso hoch wie die jeder anderen Bewerberstadt.“ Doch auch wenn Kapstadt im Vergleich zu anderen afrikanischen Städten hochentwickelt ist, kann es gegen europäische Städte nicht ohne weiteres bestehen. Immerhin gibt es ein öffentliches Schienennetz; das allerdings ist völlig veraltet. Entlang dieser Schienen werden derzeit die Sportstätten geplant. Das Olympische Dorf soll im Stadtteil Wingfield liegen, links und rechts der Regattastrecke. Dort soll auch das größte Stadion sein.

Die infrastrukturelle Entwicklung von Stadt und Region voranzutreiben, ist eines der wichtigsten Ziele der Bewerbung. 110.000 neue Arbeitsplätze, wird postuliert, sollen durch die Spiele geschaffen werden. Auch die unterprivilegierten Teile von Kapstadt sollen ein Stück Olympia abbekommen. In den Townships sind Sportstätten geplant, die auch hinterher noch genutzt werden können. In den „advantaged areas“ sind einige Sportstätten bereits funktionsfähig. Das Foto zeigt eine davon: das im Schatten des Tafelberges gelegene Rugby- und Cricket-Stadion von Newlands. kd

Foto: taz-Archiv