Statt Nikotinpflaster frische Eier von Pohlmanns Farm

■ Niedersachsen ruft Eier von acht Farmen des Hühnerbarons zurück. Grund: Nikotinbelastung

Hannover (taz) – Eier von acht Farmen des Eier-Multis Anton Pohlmann dürfen vorerst nicht mehr verkauft werden. „Wir haben für die Produkte aus den Betrieben, in denen Nikotin in Eiern oder Hühnern nachgewiesen wurde, eine Rückrufaktion gestartet“, erklärte gestern der Staatssekretär im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, Uwe Bartels. In sechs von insgesamt sechzehn untersuchten Proben sei Nikotin in den Eiern gefunden worden. In den Betrieben soll es auf das Gefieder der Legehennen gesprüht worden sein, um sie resistenter gegen Krankheiten zu machen.

Über die Gefahren für die Gesundheit der Esser von nikotinbelasteten Eiern konnte der Minister gestern keine definitiven Aussagen machen. Ein Gutachten stehe noch aus, sagte Bartels. Nach den bisherigen Erkenntnissen bewege sich der Nikotingehalt eines Eis „in der Größenordnung einer Zigarette“. Als Lebensmittel seien sie „ungeeignet“.

Das Landwirtschaftministerium verfolgt jetzt den Weg der Eier zurück, die aus den acht einschlägigen Farmen stammen. Nach Angaben von Bartels gilt der Verkaufsstopp, der über acht von insgesamt achtzehn Pohlmann-Farmen verhängt wurde, für mehrere Millionen Eier. Das Land Niedersachsen will jetzt auch gewerberechtlich gegen Pohlmann, der bisher als Europas größter Eierproduzent galt, vorgehen. Allerdings könne dem Geflügelzüchter die Erlaubnis zur Ausübung seines Gewerbes erst entzogen werden, wenn ein Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft vorliege, sagte Uwe Bartels. Außerdem werde geprüft, ob auch dem Sohn von Anton Pohlmann die Erlaubnis zur Tierhaltung entzogen werden könne. Auch dieser steht im Verdacht, Tiere gequält, und damit gegen das Tierschutzrecht verstoßen zu haben. So sollen nach Ausfall der Lüftung in einzelnen Ställen bis zu 1.000 Hühner täglich verendet sein. Nach Zeugenaussagen sollen Eier über längere Zeit ungekühlt gelagert und in ungekühlten Lastwagen transportiert worden sein. Jürgen Voges