■ Daumenkino
: Garten

Das 17. Filmfestival Max Ophüls Preis ist vorbei, die meisten der 18 Wettbewerbsfilme werden nie das Licht der Leinwand erblicken. Doppeltes Glück hingegen, da sich für zwei außergewöhnliche Produktionen, die außerhalb des Wettbewerbs in der Reihe Saarbrücker Premieren liefen, ein Verleih gefunden hat.

Wenn Filme in Brooklyn spielen, dauert es meist nicht lange, bis die ersten Schüsse fallen. Nicht so in Goran Paskalevic' Paradies Brooklyn, der nun auch in einem Hamburger Studio gedreht wurde. Die Story von Bayos und Alonsos Heimweh und seiner Bekämpfung funktioniert aber trotzdem. Beide sind verloren. Die begehrte Green Card ist für sie auch unerreichbar. Alonso gibt Bayo ein Dach über dem Kopf in seiner Kaschemme, dafür putzt Bayo die Spuren der wenigen Gäste weg. Alonso gaukelt seiner Mutter den Rückflug ins spanische Dorf vor; Bayo folgt seiner Familie nach Brooklyn, der Sohn macht seinen Weg gemäß dem American Dream, der natürlich aus Brooklyn herausführen muß, dann sind Alonso und Bayo wieder allein. Ein mit leichter Hand inszeniertes Kammerspiel ist Goran Paskalevic gelungen, eine poetische Immigrantensaga.

Es macht hellhörig, wenn ein verwunschener Garten die Hauptrolle in einem Spielfilm hat. Wenn ein junger Mann der Aufforderung seines Vaters folgt, doch endlich was mit seinem Leben anzufangen, und der sich in die Einsamkeit zwischen Apfelbäume und zerfallende Gemäuer zurückzieht und sein Leben von Grund auf ändern will. In 14 Kapiteln stellt Regisseur Martin Sulk seinen Jakub, eine Art slowakischen Candide, vor. Im altertümlichen Ton einer Saga läßt er ihn Dinge erleben im allmählich herbstlich werdenden Garten: kleine alltägliche und große unerklärliche: Begegnungen mit Heiligen und Schafhirten, mit hexenhaften Mädchen, die durch den Anblick schwarzer Kater aus der Trance erwachen, schließlich mit dem Phänomen, daß das Mädchen schweben kann. „Endlich ist alles so, wie es immer sein sollte“, heißt es am Schluß, als Jakub, der Vater und das Mädchen scheinbar eins geworden sind mit dem Garten. Und Jakub gelernt hat, Wundern genauso unbefangen zu begegnen wie schließlich seinem Vater. „Der Garten“ („Zhrada“) ist selbst ein kleines Wunder: sparsames, melancholisch-heiteres Erzählkino ohne ein Wort zuviel. Sulk verläßt sich ganz auf das Charisma seiner wenigen Figuren und macht aus dem Garten das Hauptquartier einer verlorenen Welt. Die nur so lange existiert, bis der letzte Apfel vom Baum gefallen ist. In Bratislava hat die slowakische Produktion schon ihre Kosten eingespielt, zu wünschen ist, daß sie es ab Herbst auch hierzulande tut. Alexander Musik

„Der Garten“, Regie: Martin Sulk. „Paradies Brooklyn“ von Goran Paskalevic startet im März.