: „Nicht das deutsche Kino retten“
■ Das Lichtmeß-Kino in Altona feiert seinen fünften Geburtstag mit Verkündigung und Party
Als Maria nach Jesu Geburt 40 Tage in Zurückgezogenheit gelebt hatte, ihre „Reinigung“ vollzogen war, brachte sie das Kind nach Jerusalem. Im Tempel wurde Jesus dem Herrn dargebracht, und der alte Simeon erkannte den Retter, „das Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel“. Dieses Ereignis aus dem Lukas-Evangelium feiert man am 2. Februar, dem Tag „Mariä Lichtmeß“.
Etwas später, nämlich 1991, gründete ein Haufen engagierter Hamburger Film-Freunde ein Kino. Die erste Vorführung lief am 2. Februar – so kam das Lichtmeß-Kino zu seinem Namen. Heute, ganz stilvoll auf den Tag genau, feiert die zehnköpfige Crew den fünften Kino-Geburtstag.
„Wir wollen Filme machen, die uns selbst interessieren, und die wir anderswo nicht zu sehen bekommen,“ antworten die ehrenamtlichen Kinomacher einhellig auf die Frage nach ihrem Programm. Nicht ganz uneigennützig mag man den Anspruch finden, den Mitorganisator Christof Brüggeman vorsichtig einschränkt: „Wir legen auch Schwerpunkte und achten darauf, daß die Filme zusammenpassen.“
Auf den Lichtmeß-Programmübersichten findet man dennoch ein wildes, interessantes Gemisch: Klassiker von Louis Malle, Jean Luc Godard oder Ed Wood, Low und überhaupt No Budget-Produktionen, Georgisches und Schleswig-Holsteinisches sowie die regelmäßigen Warnix-Machtnix Kurzfilmabende. Daneben gibt es Themenreihen und Film-Events mit Lesungen, Konzerten oder Carrera-Rennen. Auch eigene Filme zeigen die Lichtmeß-Leute, die fast alle Studenten der HfbK waren oder noch sind.
Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten verfügt die Lichtmeß-Crew jetzt über die Ausrüstung „eines guten Kinos der fünfziger bis sechziger Jahre“ sowie über einen „hervorragenden“ Video-Beam. Das Kino finanziert sich über Eintrittsgelder, außerdem bekam es zwei Förderpreise der Kulturbehörde. Die Mietbedingungen auf dem Altonaer Werkhof seien außerdem sehr fair, und so komme man recht gut klar. „Das Geld kriegt man immer irgendwoher“, sagt Brüggemann, „und wir wollen nicht betteln. Wir sind ja auch nicht gekommen, um das deutsche Kino zu retten!“
Obwohl die Jubiläumsfeier nach Lichtmeß-Tradition voller Überraschungen sein soll, umreißt Crew-Mitglied Mehmet Alatur schon mal, was heute abend zu erwarten ist: Die Party beginnt mit „unplugged Gedudel“ einer Band. Um 22 Uhr gibt es eine „Verkündigung“, danach Filme, Events und Film-Events. Schließlich sorgt „DJ-B-The-Schmechel“ für Tanzbein-Schwung.
Nele-Marie Brüdgam
Fünf Jahre Lichtmeß, Gaußstr. 25, Feier heute ab 21 Uhr
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