Fast alle wollen's retten

■ Methadon-Programm: Weitere Gespräche und eine Demo

Substituierte und Drogenabhängige wollen gegen die Ausgrenzung von Suchtkranken aus der Gesundheitsversorgung protestieren. Selbsthilfegruppen und etwa elf Einrichtungen der Drogenarbeit rufen für den 7. Februar zur Demonstration vor der AOK-Hauptverwaltung auf, um ihren Forderungen nach Fortsetzung des erfolgreichen Hamburger Methadon-Programms Nachdruck zu verleihen.

Auf eine Lösung hofft auch noch der Drogenbeauftragte des Senats, Horst Bossong. Derzeit würden noch Gespräche geführt. Bürgermeister Voscherau und Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel versuchten unter anderem auf den Bundesverband der AOK einzuwirken. Das Hamburger Modell müßte seiner Ansicht nach so lange gelten, bis die Methadon-Behandlung bundesweit als reguläre Behandlungsmethode bei Drogensucht gelte. Bereits Ende November forderte die Gesundheitsministerkonferenz den Bundesausschuß Krankenkassen und Ärzte einmütig auf, die rigorosen NUB-Richtlinien (Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden) zur Methadonvergabe entsprechend der Forschungsergebnisse zu reformieren. Daß dies bisher noch nicht geschehen sei, ist für Bossong ideologisch begründet: „Die Substitution ist in Bonn nicht gewollt.“ Daß aber die NUB-Richtlinien ohnehin nicht der Weisheit letzter Schluß sind, hatte das Bundessozialgericht bereits im Juli 1995 entschieden. Danach kann Methadon auch verordnet werden, wenn die physische oder psychische Verfassung des Suchtkranken keine Abstinenztherapie möglich macht, es keinen Therapieplatz gibt oder Folgekrankheiten nur dann behandelt werden können.

Für den Fall, daß der Hamburger Vertrag nicht verlängert würde, prognostizierte der Drogenbeauftragte Chaos in der Drogenhilfe. Dann müßten psychosoziale Beratungsstellen möglicherweise schließen, bei Entgiftungskliniken und Abstinenztherapien entstünden große Engpässe. paf

Demo-Treffpunkt: 7. 2., 15 Uhr S-Bahnhof Hasselbrook