Sanssouci
: Nachschlag

■ Und vor! Und zurück! Und yeah! Prima! - e-robics im E-Werk

„Hi, geht's euch gut?“ Foto: Nicolas Schmidt/Transit

Ein ereignisreicher Tag! Bei der taz wuselt nachmittags die Polizei herum, weil die Hausmeister eine Paketbombe in der Post vermuten. Wegen Explosionsgefahr kommen wir nicht an unsere Räder. Also zu Fuß zum E-Werk, zu den mittwochnachmittäglichen „e-robic“-Übungen. Zwei jüngere Mädchen mit Sporttaschen klopfen an die Blechtür, ein ungefähr 1,50 breiter Türsteher öffnet. „Ihr seid zu früh, aber ihr könnt ruhig hier drin warten, ist nicht so kalt wie draußen...“ Menschenfreunde, die Leute vom E-Werk. Seit sie monatlich 28.000 Mark an die Treuhand als Vermieter überweisen, müssen sie ihre Megatanzbude auch am Tage mit zahlungswilligen Leuten füllen. Töpfer- und Makrameekurse für Techno-Jünger sind in Vorbereitung. Um halb sechs sind 40 Leute da. Fast alles Frauen, die aussehen, als würden sie sonst auch in Fitneßstudios gehen (total o.k., machen unsere Kulturredakteurinnen mit ihren Problemzonen auch). Zum Eintritt von 15 Mark verheißt das E-Werk Fitneß „for the weekend“. Geheizt wird nicht, das wäre total uncool! Die Mädchen (Frauen paßt hier leider echt nicht) gehen durch den Kettenvorhang in die Umkleideräume – für uns natürlich tabu. Verwandelt kommen sie zurück, freie Bauchnabel und nackte Waden schreien nach Fitneß und wärmender Bewegung. Noch aber ist die Einpeitscherin nicht auf ihr Podest gestiegen, der Sound noch nicht voll da.

Dann geht alles ganz flink: Die e-robics-Crew mit D-Jeuse Ellen Alien nimmt die Plätze hinter Lichtreglern und Plattentellern ein. „Hi, geht's euch gut? Und los! Und vor! Und zurück! Und yeah! Und die Arme hoch! Yeah, prima!“ Softer Techno lullt die AerobicerInnen ein, darunter auch zwei Jungs, die ungeschickt die Arme verdrehen. Alle schauen nach vorn, eine fortschrittliche Bundeswehr mit Alice Schwarzer als Kommandantin einer Frauentruppe (siehe aktuelle Emma) könnte hier Anregungen bekommen. „Im Gleichschritt in den E-Robic-Staat“, formuliert man schon im Kopf, aber das ist natürlich Quatsch. Heutzutage ist irgendwie alles o.k., auch Dinge, die von außen betrachtet albern wirken. Hätte ich meine lange Unterhose dabei, ich würde glatt miterobisieren. Also lieber eine rauchen. „Schmeiß die Kippe auf den Boden!“ herrscht mich die Dame von der Kasse prompt an. „Das ist eine Sportveranstaltung!“ Andreas Becker

„e-robics“, Mi., 17–21 Uhr, E-Werk, Wilhelmstraße 43, Mitte